Der Blog für die zweite Lebenshälfte

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Hoch-Tief

Veröffentlicht in: Allgemein

Hoch-TiefHochs und Tiefs. Wir haben sie, wir leben sie. Ertragen, gestalten, bewältigen sie. In der Clownswelt und der Theatersprache werden sie bewusst eingesetzt: Der „Hochstatus“ verkörpert das Gefühl: ich bin genau richtig, ich bin wunderbar, ich kann was, ich zeige mich gerne – mit der Tendenz zu: ich bin besser als die anderen! Der „Tiefstatus“, das ist „Entschuldigung, dass ich da bin“, das sich klein und wertlos fühlen, verzagt sein. Die meisten von uns kennen beides, und wenn wir ehrlich sind, ist uns auch die jeweilige Zuspitzung nicht unbekannt – nur dass wir sie bei anderen leichter erkennen als bei uns. Unsere Clowns fürs Altenheim waren zum dritten Kursabschnitt im Haus – und sie durften sich den Hoch- und Tiefstatus eingehend erspielen. Die ersten Verwandlungen wurden probiert: Hüte, Hütchen, Zylinder und Kappen auf und abgesetzt, mit Persönlichkeiten gefüllt, Tricks gelernt, Lieder gesungen. Schließlich gingen in kleinen Begegnungen je eine Clownin im Hoch- und eine im Tiefstatus aufeinander zu. Was hier geschah, war anrührend: Ein kleines kompaktes Wesen (im richtigen Leben Ende 60) mit Schlapphut, ganz in sich zusammengefaltet, die Mundwinkel nach unten gezogen, die Augen traurig, schleicht umher. Plötzlich brummt ein „Alle Vögel sind schon da“ unter dem Schlapphut hervor. So traurig und mutlos haben wir das Lied noch nie gehört. Da kommt ein zartes Persönchen (Anfang 70) mit elegantem Hut daher geschwebt. Sieht die andere, erstarrt. Man sieht, wie ihr das Herz weicht wird. Sie streckt die Hand aus und bietet ein fohes „Veronika der Lenz ist da!“. Was nun geschieht ist ein Locken und Brummen, ein Liebäugeln und Zurückziehen, ein Mitfühlen und Aufhellen, dass uns Betrachterinnen das Herz aufgeht, die Tränen des Lachens und der Rührung in den Augen stehen.
Eine Teilnehmerin wird später sagen, dass sie erfahren hat, wie wichtig die Gefühle sind: beim Clown, wie im Leben. Sieben Mal gehen wir durch ein Wechselbad der Gefühle und haben in vielem uns selbst gesehen, die Dilemmas in denen wir oft genug selbst stecken. Die Traurigkeiten und Enttäuschungen, die Glückseligkeiten. Die Nähe und Entfernung zwischen Menschen. Übrigens ging nicht jede Begegnung mit einem Hollywood Happy End aus. Die Clowninnen haben gelernt, auf die Feinheiten zu achten, eine Beziehung sich entwickeln zu lassen. Sie haben gelernt, dass sich schnelle Lösungen nicht richtig anfühlen. So lernten wir auch etwas fürs Leben.
Die Clownin, der Clown, kann uns die leisen Töne lehren, die Achtsamkeit, das Mitgefühl. Tiefe Begegnungen.


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