Der Blog für die zweite Lebenshälfte

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Woche 7 mit Psalm 30: Gewande(l)t

Veröffentlicht in: Allgemein, Andacht/ Spiritualität, Endlichkeit, Ideen für Gruppen

Trauerkleidung ist schwarz. Sie anzuziehen stellt heraus. Und schützt. Alle sehen es: du bist in Trauer. Und man lässt dir deine Trauer. Weil du schwarz gewandet bist, darfst du matt sein, ohne Freude, weinen, zornig werden.
Was früher ein allgemein verbreitetes Ritual war, das Trauerjahr in Schwarz zu gehen, ist Ihnen vielleicht noch vertraut. Inzwischen wird es nicht mehr so streng angewendet. Ich weiß noch, wie eine Frau einmal sagte: „Manche ältere Frauen kamen aus dem Schwarz gar nicht mehr heraus.“ Und wenn doch, dann war das ein riesiger Schritt. Für viele die trauern, sei es um einen Verlust an den Tod oder an das Leben, ist die Kleiderfrage nach wie vor ein Thema. Der Schritt aus der Trauerkleidung in die „normale“ Alltagskleidung“ ist ein Ritual, das oft sehr intensiv bedacht wird. Ist es Zeit sich dem Leben wieder zuzuwenden? Wende ich mich damit von dem Menschen ab, um den ich trauere?

Ich habe von einer befreundeten Trauerbegleiterin gelernt, dass der Weg der Trauer sehr unterschiedlich begangen wird, weil wir so unterschiedlich sind. Und dass es nicht darum gehen kann, den verlorenen Menschen von sich abzutrennen. Nein, eher ist es wie eine Melodie, die diesen Menschen ausgemacht hat und diese Melodie nehme ich nach und nach in meine eigene Lebensmelodie mit hinein. Etwas, was diese Person immer gesagt oder getan hat, etwas was ihr wichtig war oder ihr besonderer Beitrag zum Leben. Manchmal merken wir, wie etwas davon in unserem eigenen Leben, Sagen und Handeln auftaucht.

Die letzten Verse des Psalms 3o fallen mit der Karwoche zusammen. Sie beginnt mit dem Palmsonntag, dessen Melodie eine lebendige, fröhliche ist. Der Einzug Jesu in Jerusalem wird erinnert – ein fröhlicher, hoffnungsvoller Tag. Es folgen die bedächtigen Töne am Gründonnerstag, eine seltsame Mischung aus Gemeinschaft,Vertrautheit, Verlust, Angst und Schuld. Der Karfreitag lässt uns die Tiefe des Todes erahnen, erinnern. Die erschöpfte Stille des Karsamstag ist die Generalpause vor dem Paukenschlag der Auferstehung.

Endlich Endlichkeit
Psalm 30 hat in sich ähnliche Dramaturgien, windet sich durch Tod und Verzweiflung, legt sich mit Gott an. Ich habe eine Auseinandersetzung mit diesem Psalm auf Anregungung von Else Natalie Warns gewählt. Sie, selbst gerade 80 geworden, hat als Bibliodramalehrerin mit Mönchen zur Vorbereitung ihrer letzten Lebensphase mit diesem Psalm gearbeitet. Ein Orden in Österreich schickt seine alten Möche in eine 6 wöchige Einkehr zu diesem Thema. Ein gewaltiger Rückblick auf den eigenen Lebens- und Glaubensweg, auf das eigene Gottesbild und die Quellen aus denen heraus wir die schwierigen Abschnitte unseres Lebens bewältigt und gestaltet haben. So auch diesen, der uns unweigerlich bevorsteht – früher oder später.

Mit einem Tusch eröffne ich darum heute eine neue Kategorie in meinem Blog: die Endlichkeit. Sie ist ein Tabu. Der 6. Altenbericht weist darauf hin, dass diese Seite des Alterns zunehmend nach hinten und aus dem Blickfeld gerückt wird zugunsten der Potenziale des Alter(n)s. Ich gehöre zu den leidenschaftlichen Verfechterinnen der Meinung, dass das Älterwerden und Altsein viele neue bis dahin ungekannte oder ungenutzte Möglichkeiten birgt. Und ich stehe dazu zu sagen, dass die Begegnung mit der eigenen Endlichkeit eines dieser Potenziale ist. Ein Beispiel im Blog finden Sie im Interview mit Wolf Lange, der das beeindruckend mit seiner ehrenamtlichen Tätigkeit im Altenheim illustriert – nein lebt.

Am Ende von Psalm 30 steht dies:

Psalm 30, Vers 12-13
Du hast mir meine Klage verwandelt in einen Reigen, du hast mir den Sack der Trauer ausgezogen und mich mit Freude gegürtet, dass ich dir lobsinge und nicht stille werde. (Luther-Übersetzung)

Du hast meine Klage in einen Tanz verwandelt, mein Trauergewand hast du geöffnet, mich mit Freude umgürtet. Damit Schönheit dich besinge und nicht schweige. (Bibel in gerechter Sprache)

Nach all dem was ich oben geschrieben habe, stolpere ich über diese Worte. Da steht nicht: „Ich habe den Sack der Trauer ausgezogen..“, sondern „Du hast mir den Sack der Trauer ausgezogen…“ . Wann hat Ihnen das letzte Mal jemand dabei geholfen, etwas auszuziehen? War es ein Akt der Hilfe, der Zärtlichkeit, der Leidenschaft? Vielleicht ist die Erfahrung des Menschen, der hier betet alles drei. Eine Gotteserfahrung der helfenden Zuwendung, der Zärtlichkeit und der leidenschaftlichen Liebe des Lebens.

Dies ist eine Woche der großen Emotionen. Das Rauf und Runter des Psalms, in dieser Woche, können Sie ihnen nachspüren.

Ein paar Impulsfragen:

– In was habe ich mich gewandet?
– Was sagt mir der Blick im meinen Kleiderschrank?
– Wieviel Trauer- und wieviel (was für) Festgewänder besitze ich? Wann habe ich sie getragen?
– Wer oder was gab mir den Impuls, meine Kleidung zu verändern?


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