Der Blog für die zweite Lebenshälfte

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Vorbereitung auf den Ruhestand: Mein Abschied aus dem Arbeitsleben

Veröffentlicht in: Älterwerden (im Selbstversuch)

Der letzte Tag rückt näher.

Was bewegt sie?
Dankbarkeit für eine erfüllte Zeit? Erleichterung dass Sie bald kürzer treten dürfen? Bedauern, dass Sie nicht mehr weiter tun können was Sie lieben?
Wut über schlechte Bedingungen am Arbeitsplatz? Ärger über den Chef?

Das Geschenk des Übergangs
Ich möchte Sie ermutigen, den Weg aus dem Arbeitsleben in die nachberufliche Zeit bewusst zu gehen. Wenn Sie das tun, werden Sie weniger Ballast hinter sich her schleppen, sei es die Wehmut, sei es die Wut. Beides ist auf die Dauer hinderlich.

Das Geschenk eines bewusst erlebten und gestalteten Übergangs ist die Freiheit, neue Wege beschreiten zu können. Sie haben nämlich noch 15 – 20 Jahre vor sich!

Die Wut im Kopf…
Es kann sein, dass Ihnen all die Lasten und Leiden, die Beleidigungen und Demütigungen wieder hoch kommen. Der Ärger über den Chef oder eine Kollegin. Die Wut über die Strukturen, die eine Entwicklung des Betriebs verhinderten. Die Enttäuschung darüber, mit den eigenen Potentialen nicht zum Zuge gekommen zu sein.
Da kann schon mal die Fantasie kommen, am letzten Tag mit allen und allem abzurechnen. Noch mal so richtig mit der Faust auf den Tisch zu hauen und mit einem Knall zu verschwinden.
Tun Sie es nicht.
Jedenfalls nicht an diesem Tag. Tun Sie es sich selbst nicht an. Gönnen Sie sich einen Tag, der Ihnen Freude bereitet statt Rache.

Die Wehmut im Herzen…
Ich erinnere mich an einen Abschied, bei dem ich mich zugleich von einem Lebensweg und Lebenstraum  verabschieden musste.  Ich hatte eigentlich Klinikseelsorgerin in den USA werden wollen. Aber dieser Traum war gescheitert. Nun musste ich zurück nach Deutschland und der Abschied lag vor mir. Die Wehmut war groß.

Sie haben den größten Teil Ihres Lebens mit Ihrer Arbeit zugebracht. Sie haben hier Freunde gefunden, vielleicht auch Erfüllung. Bei allem was schwierig war: es war wichtig, wertvoll und schön. Der Abschied fällt Ihnen schwer. Es wird Zeit, dass Sie das für sich selbst würdigen.

… darf raus!

  • Schreiben Sie auf, was Sie bewegt. Alles was Ihnen stinkt, Sie sauer macht. Die Wehmut, die Traurigkeit, den Dank. Am besten per Hand. Das kann sehr schnell gehen oder viele Tage dauern.
  • Und dann finden Sie einen Weg, diese Erlebnisse abzugeben oder aufzuheben. Manche verbrennen ihre Blätter im Kamin. Manche finden Symbole und lassen diese im nächstgelegenen Flüsschen schwimmen. Manche legen ihre Gedanken auf ihren Gebetstisch, zünden eine Kerze an und übergeben was sie bewegt Gott.
  • Andere gehen wandern mit ihren Erlebnissen, machen einen bewussten Gang durch ihre Erinnerungen.
  • Und vielleicht haben Sie einen guten Freund, eine Freundin, die Ihnen zuhört. Mehr muss er oder sie gar nicht machen. Es ist gut es einfach noch mal zu benennen, das Gute und das Schlechte.
  • Eine Teilnehmerin eines unserer Bildungsurlaube erzählte, dass sie eine Collage herstellte mit Bildern, Fotos und Selbstgemaltem und wichtigen Sätzen. Es war nicht wichtig dass es „schön“ wurde, sondern dass sie sich auf diese Weise noch mal all das Wertvolle vor Augen führte. Diese Collage begleitete sie dann sichtbar aufgehängt an einem besonderen Ort in ihrer Wohnung.

Ich selbst  schrieb, tanzte und dichtete bei meinem Abschied aus einem Lebenstraum, was das Zeug hielt. Ich fantasierte mir alle möglichen Abschiedsrituale und Gesten, durchlebte alle Facetten eines großen grandiosen Abschieds. Ich heulte, redete mit Freundinnen, lachte mit meinem Supervisor, empfand Dankbarkeit für all die Geschenke die mir meine Ausbildung gebracht hatte. Am Ende wurde der eigentliche Abschied in der Klinik klein, fein und leicht.

Und wie Ihr eigentlicher Abschiedstag aussehen könnte, darüber demnächst mehr.


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