Der Blog für die zweite Lebenshälfte

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Etwas Neues säen – die Erfahrung mitnehmen

Veröffentlicht in: Allgemein, Andacht/ Spiritualität, Endlichkeit, Ideen für Gruppen

Vor dir
Grab und Tod
hinter dir
Christus der Gärtner
WENDE
dich um
und
SCHAUE

damit
du siehst
was vor dir liegt
und
zurücklassen kannst
Vergangenes

SAME
Für Künftiges

(Elisabeth Melzer-Geißler aus, FrauenKirchenKalender 2004, S. 70)

In einer Streichholzschachtel hatte sie die Samen der Trichterwinde von ihrem Balkon mitgenommen. Sie war aus einer langjährigen Beziehung ausgezogen, aus einem Leben, das so nicht mehr gut für sie gewesen war. Nach einem Jahr und vielen großen Veränderungen, zieht die 49-Jährige nun die Samen für den neuen Balkon vor. Sie freut sich auf die violetten und blauen Blüten, die ohne Unterlass bis in den Herbst hinein blühen werden. Sie wird es wagen, das Gute aus ihrer alten Partnerschaft für sich anzunehmen und das Neue zu genießen.

Das Gedicht von Elisabeth Melzer-Geißler und die Begegnung mit der 49-Jährigen packen mich. Wenn etwas stirbt oder jemand, hat man doch das Gefühl, ALLES ist aus, weg, vorbei.
Und dieses Gefühl bleibt in der Regel länger als drei Tage. Erst nach und nach ackert und wühlt man sich durch die Trümmer, räumt auf und aus, schiebt Möbel hin und her, wandert ziellos durch Feld und Flur oder verkriecht sich im Schneckenhaus.
Von einer Trauerbegleiterin lernte ich, dass wir nie mit leeren Händen zurückbleiben. Sie sprach damals von der Lebensmelodie, die ein Mensch in sich trägt und die wir in unser Leben aufnehmen und zum Klingen bringen können. Und vielleicht ist es in einem anderen Bild gesprochen ja wirklich so: ein Mensch blüht und bringt Früchte. Aus den Früchten entstehen Samen. Wir tragen sie in uns als Erinnerung. Und wir können diese Erinnerung in unser neues Leben einsäen.
Vielleicht ist es eine bestimmte Art und Weise, ein Fest zu feiern, vielleicht ist es die Gewohnheit, bunte Kleidung zu tragen, vielleicht das Vergnügen einen Garten zu pflegen.
Es wird nicht so sein wie damals und mit der Person, die wir vermissen. Vielleicht backen wir nur die Torte, die uns an die Großmutter erinnert, vielleicht tragen wir nur ein buntes Tuch auf Schwarz, vielleicht ist der Garten so groß wie ein Blumentopf. Und sehr wahrscheinlich wird sowieso alles noch mal ganz anders.

Die Frau, Maria Magdalena, die damals am Grab nach ihrem Herrn suchte und nur den Gärtner fand (Johannes 20, 11-18)?  Sie hat die Samen für ein Leben in Freiheit und Hoffnung, ein Leben in respektvoller Gemeinschaft und Gastfreundschaft ausgesät. Denn sie verkündete allen: „Jesus lebt! Das neue Leben ohne ihn geht mit ihm jetzt erst richtig los!“ Ohne das Handeln dieser Frau gäbe es heute keine Kirche. Sie hatte und wir haben Christus, den Gärtner an unserer Seite. Jetzt beginnt die Zeit, Samen in die Erde zu legen, sie zu hegen und zu pflegen.

Die Frau von der ich eingangs erzählte, hat mir übrigens etwas von ihrem Samen abgegeben. Wir sind in unseren Erfahrungen nicht allein. Und im Teilen unserer Erfahrungen wachsen wir gemeinsam…

Dazu noch ein österlicher Segen:

Kraft-Segen
Licht unauslöschlich
Kraft unermesslich
Segen unerschöpflich
quillt aus Gott
quillt immerzu
aus der Mitte des Seins
Mit dem sei gesegnet
Jetzt und allezeit

(Brigitte Enzner-Probst, FrauenKirchenKalender 2006, S.28)


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