Großeltern mit Garten- und Weltverantwortung
Ich bin gerade so richtig in Fahrt mit meinem Balkon. Da duftet uns sprießt es nun. Nachts wird gelesen „Guerillia Gardening“ heißt das Buch. An Ostern habe ich Samenkugeln verschenkt. Zu fünft – 3 Erstklässlerinnen, 2 Erwachsene – haben wir an die 300 Kugeln aus Ton, Erde und Sommerblumensamen gedreht und nun werden die heimlich oder offiziell in privaten und öffentlichen Blumenkübeln, hässlichen Gartenecken und am Wegesrand in die Erde gesteckt. Was für ein Bild der Fülle! Inmitten dieser Aktionen schrieb ich dies:
Die Harke und der Rechen werden hervorgeholt, dem Kind das Eimerchen in die Hand gedrückt: mit Oma und Opa geht´s jetzt in den Garten. Die Erde muss vorbereitet werden. Im Haus sprießen schon die ersten Tomatenpflänzchen. In ein paar Wochen werden sie umgetopft. Auch da wird das Enkelchen dabei sein. Mit Enthusiasmus!
Jeder Oma und jedem Opa sei Dank, die mit den eigenen oder geliehenen Enkelkindern in den Garten gehen. Besser kann man das Sorgen für die Schöpfung nicht lernen. Und schöner kann das Teilen der Freude am Leben mit der Natur und dem Gestalten im Garten nicht sein. Die Großelterngenerationen haben heute eine wichtige Aufgabe. Sie können aus ihrer Erfahrung heraus den verantwortungsvollen Umgang mit unseren Ressourcen auf spielerische Weise weitergeben.
Wer keinen Garten hat, kann vielleicht in der Gemeinde mitmachen. Arbeit gibt´s doch immer genug. In Zeiten der kleiner werdender Budgets kann aus der Not auch ein Projekt entstehen: die Generationen, also von den Kleinen bis zu den Alten könnten den Gemeindegarten in Schuss halten. Die Gelnhäuser laden einmal monatlich zum gemeinsamen Wirken rund um die Marienkirche ein. Die Kirchengemeinde Eschenstruth hat einmal Kartoffeln gepflanzt. Es gab einen Wettstreit der Kirche und Vereine, wer die dicksten Kartoffeln ernten würde. Und im Herbst wurde ein großes Kartoffelfest gefeiert. Da ging es dann vom Garten in die Küche. Es entstand sogar ein Kartoffelrezeptebuch!
Googeln Sie einmal „Generationengärten“! Oder schauen Sie sich die „Prinzessinnengärten“ in Berlin an: Sie werden jede Menge Anregungen finden.
Viele Ältere klagen auch darüber, dass sie den Garten nicht mehr schaffen. Wie wäre es wenn Sie ein Stück davon an jemand aus Ihrer Nachbarschaft abtreten, oder den Konfis zur Verfügung stellen? Da können Sie Wissen gegen Hilfe eintauschen!
Für diejenigen unter Ihnen, die es gerne noch politischer mögen, gibt es zwei Ansätze:
Brot für die Welt hat zurzeit das Projekt „Wir säen Zukunft“. Bestückt mit Samentütchen namens „Augen- und Bienenweide“ und vielen Materialien zum Thema „Nachhaltig Leben“ lernen die Generationen nicht nur die Vielfalt der Blumen kennen sondern auch, was das mit Menschen in anderen Kontinenten zu tun hat. Zum 1. Advent werden die besten Aktionen prämiert. Sie können mitmachen!
SOS – „Save Our Seeds“ ist eine Aktion von Bantam – Mais, die auf die Gefahr von genmanipuliertem Saatgut hinweisen. Als Gegenbewegung können wir im Garten und im Blumentopf samenfesten Mais, Tomaten, Leinsamen namens „Blaues Wunder“ und vieles mehr anbauen. Also Samen, aus denen Pflanzen wachsen, die sich vermehren können. Im Internet kann man seine Pflanzung melden und somit zu einer Landkarte beitragen, auf der viele Menschen eine zukunftsfähige Landwirtschaft unterstützen. Die Samen gibt es anscheinend auch in manchen Bioläden oder bei dem Supermarkt der mit „t….“ anfängt. Diese Samentütchen wären doch auch noch ein schönes Frühlingsgeschenk.
Und schließlich noch eine freche – je nach Herangehensweise auch politische Variante: das Guerilla-Gardening. Hier geht es darum in der Stadt, bzw. im eigenen Viertel heimlich für Begrünung oder Verschönerung zu sorgen. Dies ist in England z.B. eine Tradition des zivilen Ungehorsams, der bis ins 17. Jahrhundert geht.
Besonders schön: die „Seedbombs“, kleine Lehmkugeln, die mit Samen gespickt werden. Die kann man heimlich in die Erde stecken, wässern und dann beobachten, was geschieht. Man könnte hier jetzt viel über die Begrifflichkeit diskutieren. Mir ist die Sprache der englischen Guerillia – Gärtner (s. Buchtipp) viel zu kriegerisch. Aber wer mal so ein Kügelchen in der Hand hatte, wird sich dieser heimlichen Freude nicht entziehen können. Ein blankes Stückchen Leben… Hier eine „Bauanleitung“
Das Standardwerk dazu:
Richard Reynolds, Guerilla-Gardening: Ein botanisches Manifest, orange press
Mit reichhaltigen Tipps, auch z.B. wie man günstig an Pflanzen kommen könnte. Das könnte sich wiederum für den Gemeindegarten als nützlich erweisen…
Viel Freude beim Gärtnern!
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