„Werd ich noch ich sein, wenn ich älter bin?“
Kennen Sie Rainer Schönes Lied „Werd ich noch jung sein, wenn ich älter bin?“ Konstantin Wecker schrieb es 1976, Rainer Schöne interpretiert es bis heute. Ich habe seine grandiose Interpretation bei der NDR Talkshow „unplugged“ mit Gitarre gefunden (ab Minute 12:42).
Er selbst ist 1942 geboren, hat inzwischen noch eine kleine Tochter und ist weiterhin sehr aktiv als Schauspieler und Musiker.
Eine Blogleserin sagte in Resonanz auf dieses Lied: „Ich hatte mir früher immer vorgenommen, in meinem Alter meinen Eigensinn zu behalten. Ich habe mein Leben immer auf meine Weise gelebt. Nun arbeite ich mit alten Menschen und merke, wie isoliert die Eigensinnigen sind. Ich glaube, ich will lieber daran arbeiten, dass ich gut in einer Gemeinschaft leben kann.“
Das beschäftigt ja viele: „Werd ich noch jung sein, wenn ich älter bin?“ Werde ich so lebendig sein wie jetzt? Werde ich mein Leben, selbstbestimmt und unabhängig leben können?“
Mir geht der „Eigensinn“ nach. Eigen-Sinn. Eigensinnig zu sein wird ja eher abgewertet. Und manchmal artet es in Stress aus, „das Eigene“ zu finden. Andererseits: wenn man es denn gefunden hat, „Das Eigene“, die Art sich zu kleiden, die Werte, die einem wichtig sind, die Dinge, die man tut – dann ist man doch auch ziemlich glücklich. Ich bewundere an älteren und alten Menschen, wenn sie zu ihrer Persönlichkeit stehen und sie leben. Es sind lebendige, aufgeschlossene, unternehmungslustige, humorvolle Menschen – manche sind mehr, andere viel weniger mobil. Es geht also, sein „Eigenes“ zu leben. Allerdings haben diese Leute neben dem Eigensinn noch etwas anderes entwickelt: den Gemeinsinn. Die Kunst ist, glaube ich, mit sich selbst und zugleich mit anderen Menschen in Kontakt zu bleiben. Den Sinn im Gemeinschaftlichen zu finden und zu leben – und zwar über die Partnerschaft und die Familie hinaus. Das sagte im Übrigen eine andere Frau, als wir über dieses Lied nachdachten: „Ich werde immer den Kontakt in Gruppen suchen. Ich weiß, dass ich nicht damit rechnen kann, mit meinem Mann alt zu werden. Außerdem liebe ich es in Gruppen zu sein.“
Also liebe Blogleserin Frau D.: behalten Sie sich bitte Ihren Eigensinn und die Fröhlichkeit, mit der Sie durchs Leben gehen. Bei Ihrer Kontaktfreudigkeit kann nichts schief gehen, wenn Sie dann mal alt und eigen sind!
Beide Frauen sind diese Woche in unserem „Aufbaukurs Gedächtnistraining“ im ebz. Eine sehr gute Weise, etwas für sich selbst, den Eigen-und den Gemeinsinn zu tun. Und: googeln Sie mal den Text des Liedes (ich lasse das hier aus wegen der Rechte…) Jede Frage, die sich Wecker/Schöne stellen, lohnt sich.
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