Der Blog für die zweite Lebenshälfte

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Wo bleibst du Trost?

Veröffentlicht in: Allgemein, Andacht/ Spiritualität, Endlichkeit, Ideen für Gruppen

Dieses Jahr wird es ernst. Das Haus, das ich leite, wird geschlossen. Für viele geht ein Rückzugsort, eine Kraftquelle, ein Ort der Inspiration, eine Heimat verloren. Der Abschiedsmarathon hat begonnen. 25 Menschen verlieren ihren Arbeitsplatz. 25 Familien haben keine fröhlichen Weihnachten vor sich.

Und bei Ihnen?
Weihnachten wird es immer. Gnadenlos. Ob wir in guter Verfassung sind oder in schlechter. Ob das Jahr gelungen ist oder uns leer und ausgelaugt ausspuckt.

Wo bleibst du, Trost der ganzen Welt,
darauf sie all ihr Hoffnung stellt?
O komm, ach komm vom höchsten Saal,
komm tröst uns hier im Jammersaal.

(Friedrich Spee, vierte Strophe des Adventsliedes „O Heiland, reiß die Himmel auf“)

Eigentlich hätte ich eine Weihnachtsfeier organisieren sollen – so wie jedes Jahr. Aber dieses Jahr geht das nicht. Jedes Geschenk, das ich in die Hand nahm und betrachtete, schlug mir die Härte dieser Tage nur noch heftiger um die Ohren. Trauernde kennen das sicher und all die, die Trauernden gerne etwas Gutes tun würden.

Aber etwas ist schon geschehen.

  • Wir haben trotzdem das Haus geschmückt. Mit Tannengrün und roten Äpfeln. Schlicht und warm. Eine Liebeserklärung an ein Haus, an die Menschen, die uns besuchen, eine Wohltat für unser Herz.
  • Wir haben trotzdem Plätzchen gebacken – in unserer großen Küche und in der Atelierküche mit den Kindern der  Weihnachtswerkstatt am ersten Adventswochenende. Die Hände taten etwas Gleichmäßiges, Schönes, Befriedigendes. Es hat geduftet – und die großen und kleinen Menschen haben geleuchtet.
  • Wir haben trotzdem gesungen. Mit Tränen in der Stimme bis die Seele etwas Ruhe fand.

Wir haben das gemeinsam getan. Die adventlichen Rituale, die manches Jahr zur Pflicht verkommen, haben uns getragen.

Was ist Trost?
Jemand schiebt mir wieder den Boden unter die Füße mit einem „Komm, ich koch erst mal Kaffee.“
Jemand sagt „Erzähl mal“ und hört mir zu, ohne mich zu unterbrechen, ohne Worte der Vertröstung.
Jemand fragt „Was würde dich jetzt stärken?“ und kocht mir außerdem eine gute Suppe.

Und was ist mit dem „Trost der ganzen Welt“?
In einem Jahr, in dem ich die Machtlosigkeit persönlich kennen gelernt habe, kommt mir diese Geschichte von dem Säugling in der Krippe, der die Welt retten soll, noch merkwürdiger vor als sonst. Man könnte es fast als Witz bezeichnen. Die BILD titelt  „Baby rettet Welt“. Ja, klar.

Aber in Wirklichkeit ist diese Sache subversiv, irritierend und bringt den Weltablauf ins Stolpern. Ein König wurde erwartet, ein Kind ist gekommen. Gott macht das nämlich anders als die üblichen Mächtigen. Und so wird es machbar. Die Welt verändert sich im Kleinen. Und wir uns mit dem Kind im Arm.

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2 Kommentare zu “Wo bleibst du Trost?”

Petra sagt:

Liebe Annegret, ja so schade, dass Euer schönes Haus die Tore schließen wird. Zumindest für die Menschen für die es Rückzugsort, Kraftort, Inspirationsquelle oder Ausruhort war.

Ein dickes Lob an Deine Mitarbeitenden, die weitermachen und mitmachen …. es dem Ende zuführen, ist auch etwas Tröstliches trotz der Endlichkeit. Ihr habt das toll gemacht. Gerne denke ich an diverse Coachingstunden oder Workshoptage. Danke an Alle!

Mich tröstet oder weckt vielmehr auf: wie gestalte ich MEIN Advent … deshalb überlege ich mir noch etwas hier in der neuen Heimat für meine Nachbarn: auf jeden Fall Plätzchen vorbeibringen. Man backt nämlich andere „Lieblingsstücke“ als bei uns. Und vielleicht einen Glühwein im Garten an Heiligabend … am offenen Feuer.

Ich wünsche Dir und Deinem Team noch schöne Tage im Advent.

Ursula sagt:

Liebe Frau Zander, liebes ebz-Team,

Es ist der 2. Weihnachtsfeiertag und ich lese seit Wochen das erste Mal wieder in dem Blog, ich lese rückwärts vom neuesten zu den zurückliegenden Blog Einträgen. Ich war innerlich feige, habe mich nicht getraut in dem Blog zu stöbern, der mir schon so viele Impulse gegeben hat, habe geahnt was darin steht, wusste es wird mich berühren, so wie es mich seit November berührt und zum Nachdenken bewegt. Die Schließung und das Abschiednehmen von diesem so energiespendenden Ort ist für mich emotional unverständlich, wenn auch vielleicht wirtschaftlich begründbar. Es vermischen sich alte Erfahrungen mit dem Ende von Projekten in der Kinder- und Jugendarbeit und der damit verbundenen Enttäuschungen und Trauer, wenn man sich von was trennen muss, mit dem man noch so gerne weitergelebt hätte. Ich habe in mir drin die ganz große Sicherheit und den Glauben, dass das EBZ weiter bestehen wird, anders und an einem anderen Ort.
Wir Gäste , die wir so gerne kommen zum Lernen, zum Durchatmen, zum „Zu uns Kommen“ und zum „Glauben-Leben“, wir werden in dem neuen EBZ wieder einen Ort finden zum Dasein und hoffentlich auch eine emotionale und Glaubens-Heimat.
Das Traurige ist, das 25 Menschen ihren Arbeitsplatz verlieren und mit dieser Sorge das neue Jahr beginnen. 25 Menschen aus dem EBZ-Team, das durch gemeinsames und gemeinschaftliches Handeln immerzu für soviel Atmosphäre, Wohlgefühl, Gemütlichkeit und Freundlichkeit gesorgt hat. Ihnen allen gilt mein Mitgefühl, aber vor allem auch der Wunsch: „Mögen sie gute und sichere Arbeitsplätze im neuen Jahr finden. Arbeitsplätze, wo man ihr Engagement und ihre Kompetenz und Freundlichkeit schätzt und honoriert. Möge sich für Sie alle, alles zum Guten wenden. Möge sich der Satz “ In jedem Ende liegt ein neuer Anfang“, bewahrheiten, dass es ein guter Anfang wird.

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