Der Blog für die zweite Lebenshälfte

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CO-LOCATION – Verschiedenes unter einem Dach

Veröffentlicht in: Allgemein, NACHmachBAR

(AW) In Zeiten des Bevölkerungsrückgangs und des demographischen Wandels insbesondere in den ländlichen Gebieten Osthessens und Westthüringens stellen sich viele Menschen die Frage, wie Dorfleben gut weiter gehen kann. Wie kann die Grundversorgung einer schrumpfenden Bevölkerung noch garantiert werden. Deshalb möchte ich das Konzept der CO-LOCATION, das ich in Großbritannien kennengelernt habe, vorstellen.

Von der ärmsten und kränksten zur gesündesten Gegend
„Co-Location“* – diesen Begriff gibt es (noch!) nicht im Deutschen. Er bedeutet dass verschiedene, manchmal zusammenhängende Einrichtungen, Institutionen oder Verkaufsstellen in einem Gebäude angesiedelt sind. Das Konzept wurde in dünn besiedelten Gebieten Schottlands entwickelt, wo es aufgrund der geringen Bevölkerungsdichte nicht möglich war, die Bevölkerung zu versorgen. Um 1900 waren die „Highlands and Islands“ die ärmste und kränkste Gegend Großbritanniens. Viele Menschen hatten weder Zugang noch in den Wintermonaten das Geld, um einen Arzt aufzusuchen. Deshalb wurde 1913 der neue „Highlands and Islands Medical Service“ gegründet. Am meisten hat mir die Co-Location von Polyklinik, Landkrankenhaus und Helikopterlandeplatz in vielen Kleinstäten imponiert. Das bedeutet, dass die Arztpraxis, besuchende Fachärzte und das Krankenhaus dieselben Behandlungsräume und Verwaltung benutzen. Dort werden Gesundheitskurse und Vorsorge angeboten und Notfälle können nach Glasgow ausgeflogen werden. Die „Highlands and Islands“ sind heute das gesündeste Gebiet Großbritanniens.

Schule+Kino+Jugendclub+Kantine=lebendiges Zentrum für alle Generationen
Inzwischen wurde dieses Konzept auf das Bildungswesen und die kommunalen Dienstleistungen in ganz Schottland außerhalb des städtischen Gürtels zwischen Glasgow und Edinburgh erweitert. So wurde in der Kleinstadt Banchory mit 6034 EinwohnerInnen die Oberschule, das Sportzentrum mit Schwimmhalle, Theater& Kino, Jugendclub, öffentliche Bibliothek sowie die Kantine, die allen Einwohnern offen steht, errichtet. In Campbelltown (5070 EinwohnerInnen) sind Bibliothek, Bürgerhaus, Café und Hallenbad im Aqualibrium zusammengefasst. Die Bibliothek der Stadt Forres (9130 Einwohner) serviert neben Kultur auch Mittagessen für Senioren.

Gemeinnützige Wohnungsbaugesellschaften werden aktiv
Das Konzept wurde vom Englischen Sozialen Wohnungsbau aufgegriffen, da viele öffentliche Einrichtungen durch die drastischen Kürzungen der kommunalen Haushalte geschlossen wurden oder nur sehr begrenzt Angebote mit Ehrenamtlichen aufrecht erhalten können. Einerseits planten die gemeinnützigen Wohnungsbaugesellschaften neue Seniorenwohnanlangen anderseits wurden Bürgerhäuser (Community oder Village Halls) geschlossen und das kommunale Filmangebot und das Sportprogramm gekürzt. Diesem Trend wird durch das „Extra Care Village Concept“ entgegen gewirkt, das neben Seniorenwohnungen, eine Cafeteria, Village Hall, Fitness Club und öffentliche Einrichtungen für alle Generationen enthält. In Macclesfield bei Manchester ist die Cafeteria (insbesondere bei Handwerkern) und das öffentliche Filmprogramm sehr bliebt, während in der Eisenbahner Stadt Crewe Line-Dancing Veranstaltungen und Bunte Abende von allen Nachbarn gerne angenommen werden. Zur Freude der Bewohner in der zweiten Lebenshälfte ist der Fitness Club in St Helens ein Magnet für junge Erwachsene geworden.

Co-Location auch bei uns
Auch hierzulande habe ich schon einige interessante Zusammenspiele verschiedener Einrichtungen und Angebote gefunden. Eines davon werden wir am 17. März besuchen: die Läden mit Herz in Abterode (Gemeinde Meißner) und Datterode (Gemeinde Ringgau).

Alle Infos dazu finden sie hier.

Als Guter Nachbar kann die Kirchengemeinde den demografischen Wandel mitgestalten anstelle ihn passiv zu akzeptieren, indem Sie

  •  mit dem Bürgermeister/der Bürgermeisterin,  der Kommunalverwaltung, Vereinen und interessierten Bürgerinnen und Bürgern neue nachhaltige Dienstleistungen und gemeinsame Aktivitäten entwickeln.
  • Ihre eigenen Gebäude mit anderen teilen und/oder Initiativen starten um dem dörflichen Leerstand zu begegnen.

*Colocation (or co-location) is the act of placing multiple (sometimes related) entities within a single location.

 

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