„Danke“ Autor M.G.Schneider wurde 85
(AZ) Als ich geboren wurde, war „Danke“ ein Hit. Das einzige Kirchenlied, das es 1963 für 6 Wochen in die Hitparade schaffte. Natürlich wuchs ich mit der Danke- Schleife auf und bis heute ist das Lied populär. Inzwischen wurde es x-Fach für Hochzeiten, Taufen und Konfirmationen umgedichtet. Einige KirchenmusikerInnen versuchen sich die Sache erträglicher zu machen, indem sie jede Strophe einen Halbton höher ansetzen. Der Schweizer Christoph Marthaler hat das in einem Theaterstück einmal bis in unerreichbar quietschende Töne auf die Spitze getrieben.
Schon in der Anfangszeit waren viele Kirchenmusiker NICHT begeistert. Das Lied hatte den ersten Preis bei einem Wettbewerb der Evangelischen Akademie Tutzing gewonnen. Aber vielen galt es als niveaulos – ein Schlager eben. Und dies machte schließlich seinen Erfolg aus: ein Ohrwurm, der einen nicht mehr loslässt.
Der Komponist war Martin Gotthart Schneider, evangelischer Theologe und Kirchenmusiker. Er wurde am 26. April 85 Jahre alt. Es war die Zeit des Aufbruchs in den Kirchengemeinden. „Ein Schiff, das sich Gemeinde nennt“, kennen Sie sicher auch. Man wollte auch hier den „Muff unter den Talaren“ langsam loswerden. „Danke“ greift Jazz – Elemente auf. Es wurde 1963 von Werner Last, dem Bruder von James Last so arrangiert, dass es gesungen vom Botho-Strauß-Chor in den Hitparaden landete. Ich konnte diese Version des Liedes leider nicht finden. (Als Entschädigung bekommen Sie stattdessen: „Chanson d´amour“ aus meinen Erinnerungen von „Radio Oma“, präsentiert in rosa Nachthemden! – Entschuldigung, diesen Exkurs konnte ich einfach nicht lassen.)
Was ich jetzt schreibe, geht komplett in die Spekulation: Als Schneider das Lied schrieb, war er 31 Jahre alt. Ein Kriegskind, 1930 geboren, hatte er den Krieg und seine folgen mit voller Wucht erfahren. Und schließlich auch den Wiederaufbau und schließlich die goldenen Jahre. Anfang der 60er war der Wohlstand spürbar, die einzige Zeit, in der man gefahrlos „Danke für meine Arbeitsstelle“ schreiben konnte, weil es die einzige Zeit war, in der es so etwas wie Vollbeschäftigung gab. Vielleicht war das Lied ein Versuch, den Menschen ins Gedächtnis zu rufen, dass als dies nicht selbstverständlich war – und ist.
Die Wikipedia Gemeinde war fleißig: Ein Artikel über den Autor, einer über das Lied).
Ich gebe zu, ich kann das Lied schon lange nicht mehr hören. Nur „Die Ärzte“ haben eine Version zustande gebracht, die ich aushalten kann. Sie beginnt in Moll…
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