Der Blog für die zweite Lebenshälfte

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Schöner sterben mit Hausnotruf

Veröffentlicht in: Allgemein, Älterwerden (im Selbstversuch), Endlichkeit, Ideen für Gruppen

Schöner sterben mit Hausnotruf (AZ) Entschuldigen Sie die reißerische Überschrift. Ich wollte sicher gehen, dass Sie das lesen. Wenn Sie alleine leben, oder jemand kennen, der oder die alleine lebt und schon älter ist. Damit Sie das Thema ansprechen bzw. umgehend angehen.

Toter lag drei Tage unentdeckt in seiner Wohnung – in meinem Haus
Ab und zu liest man es betroffen in der Zeitung: Tote/r lag mehrere Tage unentdeckt in der Wohnung. Nun ist das vor meiner Haustür passiert.

In meinem anderen Blog, dem Totenhemd – Blog, schreiben meine Freundin Petra und ich viel darüber, wie wir uns das Sterben vorstellen. Wer bei uns sein soll, wer uns begleiten möge und auf welche Weise. Wir schreiben auch viel darüber, dass wir das unseren Lieben lieber früher als später mitteilen oder – noch besser – mit ihnen darüber sprechen sollten, damit es wirklich auch geschieht. Dermaleinst.

Was aber, wenn Sie alleine wohnen und Ihnen etwas zustößt? Ein Sturz, ein Herzinfarkt, ein Hirnschlag.

Gewohnheiten und Freiheiten wurden für Herrn F. zur Falle
Herr F. war Frührentner. Er lebte alleine. Er hatte Verwandte, mit denen er regelmäßigem Kontakt pflegte. Als Nachbar traf man ihn oft in der Stadt oder im Haus. Manchmal war er tagelang “verschwunden”. Danach hatte ich ihn einmal gefragt: “Ich habe mir Sorgen gemacht! Sagen Sie mal, wenn Ihnen etwas passiert, was sollen wir denn dann machen?” Diese Frage wurde mit einem Lächeln und dem Hinweis auf Verwandtschaft weggesteckt.
Zurück aus meinem Urlaub erzählte mir ein anderer Nachbar dies. Die Angehörigen fanden Herrn F., der sich nach einem geplatzten Treffen auch am dritten Tag nicht meldete, tot in seiner Wohnung. Im Flur hatte es deutlich seltsamer als sonst gerochen. Auch eine Nachbarin hatte sich Sorgen gemacht, aber keine Möglichkeit gehabt, die Angehörigen zu informieren. Herr F. war vor drei Tagen gestorben. Kurz vor seinem 66. Geburtstag.
Er hatte früher immer mal ohne abzusagen Treffen nicht wahrgenommen. Er hatte sich auch die Freiheit genommen und sich tagelang nicht gemeldet. Daher begannen die Angehörigen, sich erst nach viel zu langer Zeit Sorgen zu machen.
Der Fund des Toten war verstörend. Für die Verwandten und eine weitere Nachbarin. Sie war hinzugerufen worden, als die alten Leute sich im Schock nicht zu helfen wussten.

Das Bild lässt auch mich nicht los. Dies war schon der zweite Tod dieser Art in meinem Haus. Auch damals ein alleinstehender Herr, der mit Verwandten und Nachbarn in gutem Kontakt stand. Auch er hatte lange sterbend und dann tot in seiner Wohnung gelegen. Er hat im Unterschied zu Herrn F., der offenbar plötzlich gestorben war,  lange alleine, hilflos gelitten.

Der “unentdeckte Tod” kann jede_n treffen
Schieben wir das Thema des “unentdeckten Todes” also einmal nicht in die Spalte “Vermischtes”. Auch nicht in die Abteilung “alt, arm, allein” – und ach wie schlimm ist das denn. Das ist in der Tat furchtbar und wird in unserer gesellschaftlichen Zukunft viel zu häufig wahr sein. Aber heute möchte ich Ihnen bewusst machen: Es kann jeden und jede treffen.

Wenn Sie also gerne ein etwas schöneres Ende haben möchten,
wenn Sie Ihren Lieben oder den Nachbarn ein traumatisches Erlebnis ersparen möchten,
dann denken Sie über dies nach: Wie kannst ich Vorsorge treffen, damit ich nicht hilflos in meiner Wohnung verende.

Hausnotruf – Frau S. macht es vor
Eine weitere Nachbarin im Haus, Frau S., hat schon vor Jahren die Antwort umgesetzt. Sie hat außer einem entfernt lebenden Neffen keine Angehörigen. Sie ging mit 65 in den Ruhestand. Rundheraus zog sie in eine kleinere Wohnung, mistete knallhart aus, hat einen beneidenswert leeren Keller, verkaufte wirklich jeden Ballast, auch ihr Auto. Sie hat stattdessen eine Jahres-Bahncard, macht damit viele geplante und besonders gerne spontane Reisen, sie ist ehrenamtlich engagiert und trifft sich mit Freundinnen. Aber das erste, was sie tat, nachdem sie nicht mehr regelmäßig bei der Arbeit erscheinen musste, war, sich beim Roten Kreuz für den Hausnotruf anzumelden. Seitdem läuft sie mit dem Alarmknopf umher, jeden Tag löst sie zu einem vereinbarten Zeitpunkt den Probealarm aus. Und sie weiß, wenn sie sich nicht meldet und weiterhin unerreichbar ist, wird umgehend ein Notfallteam ihre Tür öffnen und nach ihr sehen.
Als sie mir das erzählte, meinte sie: “Ich kann nicht erwarten, dass mein Neffe oder irgend jemand sonst sich ständig um mich kümmert. So kann ich ruhiger schlafen.” Wie gesagt: 65, kerngesund, unternehmenslustig. Sie lebt das “memento mori”, von dem wir  immer gerne sprechen.

Melden Sie sich als allein lebender Mensch im Ruhestand bei einem Hausnotruf an!
Ältere Menschen, die alleine leben, dürfen nicht ihre Hoffnung daran hängen, dass ihre Verwandten sich schon kümmern werden. Das ist aus meiner Sicht naiv und belastet die Angehörigen in unnötiger Weise. Und selbst wenn die Tochter täglich anruft: Wenn sie nicht gerade um die Ecke wohnt, wie soll sie dann umgehend helfen? Ein Hausnotruf-Team hat einen Haustürschlüssel, alle notwendigen medizinischen Daten, Ihre Patientenverfügung, wenn vorhanden und die Kompetenz mit einer medizinisch kritischen Situation umzugehen.
Wenn Sie in Würde sterben möchten – oder nach einem Notfall gut versorgt weiter leben – dann melden Sie sich umgehend bei einem Hausnotruf an.

Ich hoffe, ich habe mich klar ausgedrückt?
Ich zünde jetzt eine Kerze für Herrn F. an.


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