Der Blog für die zweite Lebenshälfte

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Was Hänschen nicht lernt – lernt eben Hans

Veröffentlicht in: Älterwerden (im Selbstversuch), NACHmachBAR

Was Hänschen nicht lernt – lernt eben HansErinnern Sie sich an Ihre ersten Bildungserfahrungen?
Die Großmutter, die Ihnen Märchen erzählte? Die Tante, die Ihnen die ersten Flötentöne beibrachte? Der Lehrer, der Ihnen das Schreiben nahebrachte? Eine Radiosendung? Die Sesamstraße?
Als Kinder mussten wir alles erst lernen: essen, laufen, sprechen … Später kamen die schulische und die berufliche Bildung dazu. Das waren nicht immer schöne Bildungserfahrungen. Aber eigentlich sind wir ständig Lernende, denn jedes Lebensalter bringt seine neuen Aufgaben und Herausforderungen mit.

Zum Beispiel: Arrrrgh!
Mein Smartphone hat ein neues Update gefordert. Jetzt sind plötzlich alle Funktionen anders. Und statt dass ich munter weiter telefoniere, maile und Apps nutze, muss ich jetzt alles wieder neu einstellen und bedienen lernen. Na, vielen Dank. Heutzutage hat Alltagswissen eine ziemlich kurze Halbwertszeit. Ständig müssen wir dazulernen. Wer das nicht tut, fühlt sich bald abgehängt. Und ist es irgendwann auch. Hans kann sich also nicht zurücklehnen, sondern muss täglich munter weiter lernen.

„Ältere Hirne sind clevere Hirne“
Und Hans kann es auch! Denn inzwischen hat uns die Hirnforschung bewiesen, dass auch ein hundertjähriges Gehirn neue Verknüpfungen baut, wenn wir es denn entsprechend mit Information und Bewegung füttern. „Ältere Hirne sind clevere Hirne“, schreibt Martin Korte in seinem Buch „Jung im Kopf. Erstaunliche Einsichten der Gehirnforschung in das Älterwerden“ (Ehrlich gesagt, muss ich mich am Riemen reißen, diesen Text zu schreiben, weil ich viel lieber dieses spannende Buch weiterlesen würde…) Also: Wir haben in unseren älteren Gehirnen schon einiges an wiederkehrenden Mustern abgespeichert, auf die wir einfach zurückgreifen und sie als Basis weiter ausbauen können, wenn wir weiter aktiv bleiben, uns Herausforderungen stellen und unser Hirn trainieren. Laut Korte machen wir unser Gehirn robuster, wenn wir weiter lernen – offenbar auch eine Demenzprophylaxe. (In dem Buch steht auch, warum über 50 – Jährige die besseren und nachhaltigeren Finanzentscheidungen treffen und weitere Gründe, warum die Gesellschaft Ältere in Arbeitsprozessen schätzen sollte…)

Was – und wie – wollen Sie lernen?
Unsere Lebenserwartung liegt bei ca. 80 Jahren, es lohnt sich also durchaus, auch ab 50 Neues zu lernen. Manche gehen noch mal Studieren, sei es als berufliche Weiterbildung oder in ein Senioren-Kontakt-Studium. Wer gerade keine Uni zur Hand hat – ähm, das wären, glaube ich, die meisten von uns – könnte mit dazu beitragen, dass Ältere auch vor Ort ihren Interessen nachgehen können. In dem Fall würden diese Älteren sich auch ihre Themen selbst suchen. Denn zum Glück sind wir ja aus der misslichen Lage heraus, die uns in der Schule das Leben schwer gemacht hat. Dort mussten wir Sachen lernen, die uns keinen Deut interessiert haben oder die uns wahnsinnig öde nahegebracht wurden. Lernen im Erwachsenenalter darf spannend sein!
NACHmachBAR: Die „Initiative 55 plus-minus“ an der Bergstraße macht es vor!

Dazu bieten wir Ihnen an, zu lernen, wie man mit anderen interessant lernen kann! Der Grundkurs Erwachsenenbildung: in Hanau

Auch Erinnern ist Lernen für Heute
Was wir in der Literatur so nicht benannt finden, was uns aber – auch nach der Lektüre von Kortes Buch – wichtig ist: Wenn Menschen zum Beispiel in Erzählcafés oder zum Biografischen Schreiben treffen, dann ist auch das ein Lernen. Wir nennen es „reflektierendes Lernen“, denn im Erinnern und Erzählen von Erlebtem und Bewältigtem stecken die Strategien, um auch heute die Situationen, die neu auf uns zukommen, gut zu bewältigen. Erinnern Sie sich an die Zeiten, als man noch ungläubig ins Telefon brüllte? Oder als die Telefonapparate Tasten bekamen? Oder als Sie Ihren ersten Text in einen C 64 hackten? Oder als die Waschmaschine plötzlich mehr konnte als nass machen und schleudern? Haben wir alles bewältigen gelernt. Auch wenn wir das wahnsinnig schwierig fanden.
Wieviel mehr Entwicklung haben wir auf der persönlichen Ebene durchlebt und menschlich gelernt. Aus eigenen Fremdheits- und Stresserfahrungen können wir jetzt den Flüchtlingen empathisch und praktisch helfen. (In Kürze erscheint aus dem Dezernat Bildung eine Arbeitshilfe für Ihre Flüchtlingsarbeit vor Ort – wir werden Sie informieren!)

Lernen bis ins hohe Alter, macht Spaß, bringt uns mit anderen Menschen zusammen, erweitert unsere Handlungsmöglichkeiten und erhöht damit unsere Lebensqualität. Hängen Sie sich also nicht selbst ab, seien Sie ein „Hans“ und lernen – den Umgang mit dem Smartphone, eine neue Sprache, ein Gedicht für die Herzensbildung, Essgewohnheiten in Syrien …

Was, wie und mit wem wollen Sie lernen?

Buchtipp
Martin Korte, Jung im Kopf. Erstaunliche Einsichten der Gehirnforschung in das Älterwerden, 2012 . Hier reinschauen und beim Buchhändler Ihres Vertrauens kaufen


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