Die Litfaßsäule und das Treysaer Stadtgespräch
Heute vor 200 Jahren wurde Ernst Litfaß geboren, ein früher Werbefachmann. 1855 stellte er in Berlin die erste Säule auf. Ziemlich schnell klebten daran Einladungen zu Tanzcafés, Kabarett und anderen geselligen Dingen. (Bei Wikipedia stehen jede Menge interessante Sachen über ihn!)
Die Idee funktioniert bis heute!
In Treysa haben Pfarrer Dierk Glitzenhirn und Melanie Nöll im Rahmen des Stadtgespräches eine rollbare Litfaßsäule im Einsatz. Hierüber werden Verabredungen zum Kochen, ins Theater gehen u.v.m. getroffen. Ein Werbemittel, das verbindet!
Melanie Nöll hat die rollbare Litfaßsäule aus zwei Tonnen selbst gebaut. Ungefähr so:
Wir finden das NACHmachBAR!
Lesen Sie über das Stadtgespräch – ein Auszug aus unserer Broschüre „NACHmachBAR – 17 Beispiele, engagiert Sozialräume zu gestalten“
Stadtgespräch Treysa
Das „Stadtgespräch“ in Treysa ist eine Kommunikationsplattform mit Frühstücksbüffet. Leitgedanke der Treffen ist, durch einen ständigen kommunikativen Austausch die Lebensqualität für ältere Menschen in der Stadt im Blick zu behalten und zu verbessern.
Zur Entstehung des Projektes
Das „Stadtgespräch“ gibt es seit dem 16.11.2012. Die in der evangelischen Kirchengemeinde Verantwortlichen, empfanden die vor Ort bereits bestehende Seniorenarbeit als zu fest eingebunden in vorhandene Strukturen und Vereine. Wir wollten etwas Neues wagen, indem die betroffene Bevölkerungsgruppe der Älteren als Experten in eigener Sache
zusammen kommen und sich ständig über die Stadtentwicklung und die Weiterentwicklung der kirchlichen Angebote austauschen können.
Die Anfangsziele waren vielfältig:
• Vorhandene Seniorenangebote gegenseitig zur Kenntnis geben. Dazu ist auch eine reale Litfaßsäule in Gebrauch.
• Ideen zu neuen Aktionen entwickeln (Gruppenangebote: Kochgruppe, Ausflüge),
• Informationen sammeln über neue Entwicklungen, die das Leben von Älteren in der Stadt betreffen (z.B. über Gründung eines neuen Vereins in der Altstadt, Überblick über Sanierungen in der Innenstadt, neues Mobilitätsangebot).
In der Zwischenzeit wurde auch die Weiterqualifizierung von zwei Mitwirkenden zu ausgebildeten Erwachsenenbildnerinnen über das Fernstudium Erwachsenenbildung (ein Angebot des Referats Erwachsenenbildung) abgeschlossen.
Protokolle zur Ergebnissicherung und Verständigung über Abwesenheitszeiten hinweg haben sich etabliert, sie werden jeweils bei der Folgeveranstaltung verteilt und stehen auch allgemein zugänglich im Netz (http://kirche-fvr.de/regelmaessigetreffpunkte.html).
Ziel des Stadtgesprächs ist es, eine höhere Lebensqualität für alle Bevölkerungsgruppen zu erreichen. Dabei spielen der Aufbau von Partizipationsstrukturen, insbesondere in den Bereichen Wohnen, Mobilität, Kultur, Gemeinschaft und Dienstleistungsangebote eine herausragende Rolle.
Hilfreiche Unterstützung
Die Initiatoren waren die Hausmeisterin Melanie Nöll und Pfarrer Dierk Glitzenhirn. Das Stadtgespräch ist Teil der Seniorenarbeit der Evangelischen Kirchengemeinde Franz von Roques in Schwalmstadt; die Zusammenarbeit mit dem Runden Tisch der Stadt und anderen Seniorengruppen der etablierten Träger wird über die gegenseitigen Besuche einzelner Teilnehmerinnen und Teilnehmer sichergestellt.
Das hatten wir nicht erwartet
Die größte Überraschung ist die ungebrochene Resonanz, die diesen Treffpunkt mit immer wieder neuen Gästen ausstattet. Neben einer Gruppe von Personen, die sehr regelmäßig kommen, gibt es nach zwei Jahren Projektverlauf immer wieder Menschen, die nur manchmal kommen oder lange nicht und dann wieder. Das Stadtgespräch wurde nur zum Teil zu einer neuen Gruppe und blieb daneben offene Anlaufstelle für Interessierte.
Es bleibt bunt und noch immer voller Überraschungen, wer kommt.
Was sehen Sie als den größten Erfolg Ihres Projektes an?
Menschen rechnen mit dem Stadtgespräch. Sie sagen: „Das muss ich dann mal im Stadtgespräch erzählen.“ Das Stadtgespräch ist eine Institution geworden für Dinge, die man schon immer mal jemandem in der Stadt erzählen wollte – bei Schwierigkeiten ist mit Mitstreitenden zu rechnen. Der Bürgermeister und der Seniorenreferent der Stadt sowie Funktionsträger der Vereine in der Stadt nehmen die Termine in loser Folge für Stippvisiten wahr.
Anekdotisches
Hier gibt es keine Besonderheit, außer dass man neben Menschen eine Frühstückslänge sitzt und sich mit ihnen unterhält, die man aus dem Leben der Stadt vom Sehen her kennt, aber noch nie ein Wort gewechselt hat.
Welche wertvollen Erfahrungen haben Sie gemacht?
Die Mühelosigkeit der Treffen!
Das Projekt in Zahlen:
Das kleine Team besteht aus einem Pfarrer und einer hauptamtlichen Ewachsenenbildnerin.
Die Teilnehmerzahl der Treffen beläuft sich auf 25-30 Personen (mit Gelegenheitsgästen, Stammpublikum: 80 Personen)
Die Kosten für das „Stadtgespräch“ summieren sich auf 600 € jährlich.
Die Finanzierung erfolgt durch den Gemeindehaushalt, Spenden für das Frühstücksbüffet durch die Teilnehmenden
Was würden Sie im Rückblick anders machen? Welche Tipps haben Sie?
Schwer zu sagen. Klärung zu den Zielen und Methoden der Gemeinwesenarbeit ist vorweg nötig, Bündnispartner suchen, aber zum „Learning by doing““ gibt es kaum eine Alternative.
Anfangen. Den Charme einer Idee miteinander reifen lassen. Die Menschen mit Zeit, Know-how und Potential zum Querdenken ansprechen, die sich nirgendwo so eindeutig zuordnen lassen (drittes Lebensalter; „fitte Alte“, die keine Lust haben, sich verwalten zu lassen).
Präsenz der Projekt-Leitenden in der städtischen Öffentlichkeit.
Welche Ideen haben Sie für die Zukunft Ihres Projektes?
Wir möchten noch weitere Aktivitäten generieren: Menschen überlegen sich, ihren Alltag im Blick auf Nützliches und Spielerisches mindestens teilweise miteinander zu verbinden (Einkäufe, Essen, Teilnahme an kulturellen Ereignissen).
Menschen gehen mit Orientierung und Bodenhaftung in die Arbeit der relevanten Gremien.
Kontakt:
Melanie Nöll
Töpferweg 19, 34613 Schwalmstadt
06691 21884
melanie.noell@ekkw.de
Dierk Glitzenhirn
Am Angel 15, 34613 Schwalmstadt
0176 10399676
dierk.glitzenhirn@ekkw.de
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