Der Blog für die zweite Lebenshälfte

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Corona lehrt uns kleiner und größer denken

Veröffentlicht in: Allgemein, Corona - Was geht?!, Hoch!Alt
Corona lehrt uns kleiner und größer denken

Quelle: Dieter Schütz / pixelio.de

Dauernd müssen wir umdenken. Corona zwingt uns zum Ausprobieren, Alternativen entwickeln und wieder verwerfen. Und Corona erlaubt uns dies auch. Wir können Sachen tun, die bislang nicht möglich waren: Gottesdienste kürzen, spirituelle digitale Angebote entwickeln, Bildung mit Actionbound-App in den öffentlichen Raum bringen usw.

Das trifft auch für die Seniorenarbeit zu. Auch hier müssen und dürfen wir nun noch mal ganz anders denken. Schauen wir uns um im „Kleiner und Größer“ und dann schauen Sie in Ihrem Ort, was für Sie, Ihre Leute und Ihren Ort passt. Die Ideen stammen aus unseren kollegialen Austausch-Runden und Beratungen.

Kleinere Treffen
Im Moment geht es in der Regel nicht, dass sich Gruppen wie bisher treffen. Die Corona-Quadratmeter zwingen uns, Gruppen zu reduzieren. Kaffee und Kuchen anzubieten geht nur unter sehr speziellen Bedingungen.
Das können Sie beklagen. Oder Aufatmen. Schauen Sie noch mal genau hin:
Was braucht Ihre Gruppe am Allermeisten? Eine Antwort habe ich in der letzten  Zeit besonders viel gehört: Sich sehen und Schnuddeln/Babbeln/Schwätzen.
Schnuddeln ist ein Grundbedürfnis. Normalerweise tun das diejenigen, die in Tischgruppen zusammensitzen. Vielleicht können Sie Treffen dieser Tischgruppen organisieren in und um Gemeindehaus, Kirche, an geschützten Ecken. Dazu ein kleiner Rahmen: Spiritueller Impuls zu Beginn, Segen am Schluss, alles ein bisschen kürzer. Und beim Schnuddeln finden Sie gemeinsam heraus, ob das so schon reicht oder ob noch irgendetwas anders sein könnte. Zum Beispiel, dass diese Gruppen sich darüber hinaus regelmäßig im Café treffen oder zum Spaziergang.

Außerdem hier noch mehr Kleines:
Kleine Telefontreffen (Impuls 3)
Alles auf die Gass´

Kleinere Werbebögen – dafür mit größerer Unterstützung
Mal ehrlich: Wenn Sie gerade an Ihrer Gemeindezeitung sitzen, fragen Sie sich vermutlich auch, ob irgendetwas von dem, was Sie da hineinpacken, auch so stattfinden wird. Ist es vorstellbar, den Rhythmus auszusetzen und stattdessen kleinere zeitnahe Veröffentlichungen rauszugeben? Das ist natürlich ein weites Feld. Nur mal auf die Senior*innen in Ihrem Ort bezogen könnte auch folgendes funktionieren, um Ihre neu ausgedachten und eben wieder angepassten Angebote bekannt zu machen.

  • Infos über das örtliche Blättchen weitergeben
  • Wenn Sie Einkaufshilfen anbieten: Den Einkäufen Infozettel beigeben
  • Die Einkaufswilligen auf Ihren Engagement-Listen bitten, ihre älteren Nachbar*innen zu informieren (per Wurfzettel oder nachbarschaftlichem Plausch)
  • Bekanntmachungen im Gottesdienst + „erzählen Sie es Ihren Nachbar*innen“
  • Bereits Teilnehmende bitten „Bringen Sie jemand mit“
  • Schlüsselpersonen im Sozialraum informieren: Seniorenbeiräte, Kirchenälteste, wer im Ort „kennt alle und redet mit allen“?
  • Beratungsstellen informieren und um Weitergabe bitten

Größer im Sozialraum
Sie möchten Ihre Gruppe nicht auseinander reißen, Sie möchten bei offenen Angeboten bleiben, Ihr Raum ist aber zu klein? Dann wird es Zeit, im Ort nach etwas Größerem zu suchen:

  • Ab in die Kirche? Vielleicht hat die sogar eine Induktionsschleife für diejenigen, die schlecht hören.
  • Das Dorfgemeinschaftshaus? Ein Vereinshaus? Was gibt´s in Ihrer Kommune?

Vielleicht haben Sie ja auch die größten Räumlichkeiten am Ort, dann ist jetzt eine gute Gelegenheit, zukunftsgewandt neue Wege im Sozialraum anzulegen. Größer heißt nämlich auch: Zusammenarbeiten, gemeinsam mit Kommune, Vereinen, Gaststätten neue Lösungen finden. Gemeinsam im Sozialraum zu denken und handeln bringt uns weiter. Eine kommunale Quartiersmanagerin erzählte, dass sie für ihr Seniorenangebot nun die evangelische Kirche nutzt. Dort ist genug Platz für die Menschen, die sie anspricht und die Akustik stimmt auch. Sie hätte sicher nichts gegen weitere Zusammenarbeit.

Größer = Erstmal mehr Arbeit
Ein weiterer wichtiger Punkt für Ältere ist der Wunsch nach Normalität. An vielen Orten gibt es Mittagstische. Im großen Stil lassen sich zurzeit nicht realisieren. Aber kleiner geht’s schon. Das heißt z.B. 3 Mittagstische die Woche mit fester Anmeldung, keine Hilfen in der Küche. Tipp: auf jeden Fall in einer Woche immer dasselbe anbieten, damit sich niemand ungerecht behandelt fühlt ;-).

Größer = Mehr Engagementmöglichkeiten
Vielleicht finden sich jetzt auch neue Ehrenamtliche, die mit einer großen Gruppe überfordert wären, aber in kleiner Runde gerne bereit sind, Räume vorzubereiten, zu desinfizieren, inhaltliche Impulse und Gesprächsführung zu übernehmen, die Infozettel zu layouten, im 1:1 Smartphones zu erklären oder Laptops für Videokonferenzen einzurichten…

Kleiner + größer + anders – Die Zukunft der Seniorenarbeit beginnt jetzt

Wir vermuten, dass sich die Seniorenarbeit nach Corona ziemlich verändert haben wird: Die klassischen Gruppen werden deutlich schneller kleiner oder verschwinden ganz, dafür entwickelt sich aufsuchende Altenarbeit. Neue Engagementfelder entstehen. Mit Sorge betrachten wir übrigens, dass die Menschen zu Beginn der nachberuflichen Phase nun ganz aus dem Blick geraten könnten. Wir sind mit der Arbeit mit Älteren nun mitten in dem Umbruch, den wir als Fachstelle mit anderen Kolleg*innen schon viele Jahre vorhersagen. Halten wir also die Augen offen und den Blick weit für neue Möglichkeiten.

 


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