Corona – Seniorenangebote wieder anfangen? Fragen Sie Ihre Leute!
Wir haben uns hier im Blog – im Chor mit vielen anderen Stimmen – schon darüber empört, dass die Altersbilder unter der Corona-Pandemie ruckzuck eine Rolle rückwärts vorführten. (Zwischen Katjes und Käßmann – Die Altersbilder-Pandemie)
Die Älteren wurden plötzlich reduziert auf „schwach“, „verletzlich“, um jeden Preis „zu beschützen“. Verwirrt bis ärgerlich betrachteten daher manche z.B. den samstäglichen Dammbruch im Baumarkt, wo die Älteren ihrer Gewohnheit nachgingen, nämlich unter Menschen zu gehen.
Es gab und gibt aber auch diejenigen, die sich von dieser Welle der Entmutigung haben einsperren lassen. Manche Ältere haben sich monatelang nicht mehr vor die Tür begeben. Dass das auf die Dauer in keiner Weise gesund ist, ist klar. Die Auswirkungen werden sich auch im Pflegesystem niederschlagen. (Wir warten noch auf die Veröffentlichung einer Umfrage der BAGSO, von der wir intern im Ergebnis schon wissen, dass die kognitiven und körperlichen Fähigkeiten zahlreicher älterer Menschen, die zuhause leben, mangels Ansprache für Körper, Geist und Seele sehr zurückgegangen sind.)
Nun tasten wir uns nach den Erfahrungen mit Gottesdiensten auch nach und nach wieder an die Öffnung von Gemeindehäusern und Angeboten. Wenn man das Hygienekonzept in der Tasche hat, bleibt dennoch ein Unbehagen:
Was, wenn just in meiner Veranstaltung Corona weitergereicht wird?
Dieser Verantwortung möchten sich wenige stellen. Die Sorge wird durch das Pandemie-Altersbild verstärkt. Deshalb wird es Zeit für die Rolle vorwärts:
Wir wollen Selbstbestimmung im Alter? Dazu gehört auch, dass Ältere das Risiko selbst abwägen!
Niemand kann für die Älteren entscheiden, ob sie wieder zu Veranstaltungen, Treffen, Mittagstischen, Spaziergängen etc. gehen können. Das müssen sie schon selbst tun.
Impuls 1: Reden!
Daher empfehlen wir, reden Sie mit den Teilnehmenden Ihrer Angebote. Diskutieren Sie die gegenwärtigen Altersbilder. Fragen Sie nach, wenn jemand sagt „Meine Enkel/Kinder haben mir verboten rauszugehen.“ Es kann sein, dass das vorgeschoben wird, weil jemand sehr verunsichert ist.
Fragen Sie, was Ihre Teilnehmenden brauchen, sich wünschen, vorschlagen.
Impuls 2: Überschaubare Situationen für Kontakt schaffen
Vielleicht ist es gut, erst mal klein anzufangen. Kleinere feste Gruppen organisieren, vielleicht die üblichen Tischgruppen.
Nutzen Sie das gute Wetter und Außenräume. Mehr dazu hier: Corona-Strategien: Alles auf die Gass
Impuls 3: Übergangslösungen schaffen
Wenn Sie herausfinden, dass Ihre Teilnehmenden (noch) nicht zu Angeboten kommen möchten, bieten Sie einfache Alternativen an.
Unser Kollege Gerd Pfahl in der EKHN hat gute Erfahrungen mit 30-minütigen Telefonkonferenzen gemacht: Kleiner geistlicher Impuls am Anfang, schnuddeln/babbeln, Segen am Schluss. Am Anfang ist das alles ein bisschen chaotisch, aber mit der Zeit ruckelt es sich zurecht. Wenn es zu anarchistisch wird, ggf ein paar Gesprächsregeln einbringen. Er nutzt dazu freeTelco. Wir haben es mal ausprobiert. Die Anmeldung ist einfach, es gab online eine seltsame Fehlermeldung, davon nicht irritieren lassen, die Nummer mit Zugangscode wird per Mail gesendet. Der Raum ist dann 1 Woche offen und verfällt wieder, wenn er in der Zeit nicht genutzt wird. Da muss man also aufpassen.
Im Prinzip lassen sich Telefonkonferenzen ja auch über Teams organisieren. Falls bei Ihnen noch nicht automatisch eine Telefonnummer generiert wird, wenden Sie sich an die IT (Inhaber*innen von EKKW Adressen).
Wir freuen uns über weitere Ideen und Erfahrungen, die Sie gerne in die Kommentare schreiben können!
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