Das sind die Hände meiner Tante. Das Schreiben von Karten und Briefen fällt ihr inzwischen schwer, aber mit Smartphone und PC geht es ganz gut. Ich habe ihr kürzlich dabei geholfen, sich über WhatsApp mit ihrer Schwester zu verbinden, damit die beiden auch außerhalb der Familiengruppe direkt miteinander kommunizieren können. Natürlich treffen sie sich auch und telefonieren regelmäßig. Aber Bilder teilen und kleine Grüße schicken, das macht ihre Verbindung noch schöner. Auf diese Weise können die beiden nun auch wieder Kontakt mit einer Freundin aus Kindertagen pflegen, die sich überraschend zum Geburtstagsgruß meldete.

Ich selbst sehe meine Tante in der Regel leider nur selten. Im Corona-Lockdown haben wir das geändert. Ich richtete einen Familien-Kaffeeklatsch über Zoom ein. Wöchentlich trafen wir uns sonntags zur Kaffeezeit. Außerdem nahm sie regelmäßig an meinen Online-Veranstaltungen teil. Vor Kurzem wurde sie 86. Es war schön, dass wir uns an diesem Tag, ganz analog treffen konnten (mit Abstand etcpp.)

Der Achte Altersbericht „Ältere Menschen und Digitalisierung“

Vergangene Woche wurde der Achte Altersbericht „Ältere Menschen und Digitalisierung“ der Bundesregierung veröffentlicht. Der Vorsitzende der Altersberichts-Kommission Prof. Dr. Andreas Kruse führt in einem einführenden Video aus, dass sich dieser Bericht als ein Teil der Digitalisierungsstrategie der Bundesregierung versteht. „Es geht um die Frage inwiefern wir Menschen mit digitaler Technik ausstatten können, sodass sie ein Mehr an Lebensqualität, ein Mehr an Selbständigkeit und Selbstverantwortung, aber auch ein Mehr an sozialer Interaktion und Zufriedenheit verwirklichen können.“, beschreibt er die Intention des Berichts. Aber, so sagt er: „… es darf keine Bildungs- oder soziale Schicht von der Entwicklung ausgeschlossen werden.“  Der Bericht beschreibt die Möglichkeiten in den Bereichen Kommunikation, Wohnen, Pflege und Mobilität. Es geht um Telemedizin, Smart Homes, unterstützende Technologie in der häuslichen und stationären Pflege und vieles mehr. Besonders interessieren uns in der Fachstelle die Fragen der digitalen Bildung und Begegnung und der Vernetzung im Sozialraum. Da werden wir uns tiefer einlesen.

Digitale Kommunikation macht weniger einsam

Im Achten Altersbericht erfahren wir: „… empirische(n) Studien deuten insgesamt einen positiven Effekt digitaler Kommunikationstechnologien an: Wenn ältere Menschen digitale Kommunikationsmedien und das Internet nutzen, sind sie sozial besser integriert und haben weniger Einsamkeitsgefühle als vorher. Dies gilt vor allem dann, wenn vorhandene soziale Beziehungen auch mithilfe der digitalen Technologien gepflegt werden.“ (S. 24 der Zusammenfassung des Achten Altersberichts.) Darin steht allerdings auch, dass diejenigen, die wenig soziale Beziehungen haben, sich mit Nutzung der digitalen Kommunikation auch einsamer fühlen können. Das sowohl-als-auch ist also die Zukunft auch in unserer Arbeit mit den älteren Generationen.

Sowohl-als-auch im Gemeindealltag

Aus der Praxis schon einmal dies: Pfarrer Dr. Christian Schäfer, hat in Hundelshausen seine sozialräumlich angelegte Arbeit elegant mit der Nutzung der sozialen Medien verbunden. In Hundelshausen wird gerne Facebook genutzt. So konnte die Kirchengemeinde ihre praktischen und spirituellen Unterstützungsangebote im Lockdown schnell kommunizieren, Unterstützung beim Verteilen von Gottesdienst-Päckchen finden und Menschen erreichen, die sonst nicht im Dunstkreis von Kirche zu sehen sind. Auch Gebete wurden herumgeschickt, das haben besonders die Seniorinnen unterstützt. Sie warteten immer schon auf das nächste Gebet und schickten es sich gegenseitig per WhatsApp weiter.

Das geht auch an anderen Orten. Und lernfähig in Sachen Digitalität sind wir alle. Auch das steht im Altersbericht…

https://www.achter-altersbericht.de/

Annegret Zander