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Der Blog für die zweite Lebenshälfte

Der Blog für die zweite Lebenshälfte

Älterwerden ist Mist: Die Zeit wird knapp

Veröffentlicht in: Älterwerden (im Selbstversuch), Ideen für Gruppen

Nicht dass Sie denken, ich würde immer alles nur rosig sehen. Älterwerden hat seine Nachteile. Zum Beispiel die Sache mit der Zeit.
Ich gehöre zu denjenigen, die noch das letzte aus einem Tag herausquetschen wollen. Auch während ich mich des abends um meine reifen Zähne kümmere, lese ich gerne noch eine Seite in einem Kochbuch. (Ist so eine Marotte von mir. Ich liebe es, Kochbücher zu lesen.) Und wenn mir eigentlich schon die Augen zufallen, lese ich noch zwei Seiten aus dem Roman, der mich eigentlich fesseln sollte, wenn der Tag eine Stunde mehr hätte. Nun mögen Sie sagen „Ach Sie Jungspund mit 45 Jahren, da hat man halt noch so viel zu tun.“ Aber glauben Sie mir, ich kenne jede Menge Leute um die 70, die es nicht anders machen als ich und nach einem vollgestopften Tag ins Bett sinken, um dann weiter am Rädchen zu drehen. Denen geht es ganz genauso. „Ich bin noch so unternehmungslustig!“, sagte eine ältere blinde Frau letztens in einem Seminar. „Darf ich das eigentlich?“ Und ein ebenfalls blinder Mann, reagierte: „Die Zeit wird immer knapper und wir haben noch so viel vor!“
Und während das bei mir noch nach einem Luxusproblem klingt, wird es um die 70 ernst. Dann macht womöglich  vor lauter selbstgewähltem Stress der Körper schlapp.
Zwischen zwei Sonntagshaikus habe ich mir eine Woche Urlaub gegönnt und mich mit dem Wunsch überrascht, einfach nur meinen Kaffee zu trinken während ich aus dem Fenster schaute. Kein Buch, keine informative Radiosendung, keine Unterhaltung. Das war schön. Die Blätter verfärben sich unterschiedlich schnell. Sie bewegen sich im Wind. Der Kaffee war würzig herb im Abgang.
Ich hasse es, dass das Leben begrenzt ist. Ich liebe das Leben.


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Magische Zahlen: 70 – Grüße aus der Un-Endlichkeit

Veröffentlicht in: Allgemein, Älterwerden (im Selbstversuch), Andacht/ Spiritualität, Endlichkeit

Kurz bevor ich Herrn F. (s. Magische Zahlen: 60) vom Bahnhof abholte, traf ich Frau W. Von ihrer Tochter wusste ich, dass sie gerade ihren 70.  gefeiert hatte, gratulierte ihr also fröhlich. Das Lächeln, das ich zur Antwort bekam, wirkte etwas gequält, das „Jetzt habe ich eine  7 davor!“ hatte sein Ausrufezeichen nicht verdient und die Arme bogen die Zahl noch im Reden zurecht. Nun kann ich nicht im Selbstversuch nachvollziehen, wie das ist, 70 zu werden. (Ich habe im Selbstversuch Patientenverfügung, Betreuungsverfügung und meine Beerdigung geschrieben und mit den relevanten Personen besprochen). Also kann ich nur raten.
Wenn die 7 „davor“ kommt, dann ist die Endlichkeit ein erhebliches Stück näher gerückt. Eine Bekannte kommentierte einen ihrer 70er Geburtstage mit „wieder ein Jahr weniger“. Dahinter steckte, glaube ich, die Sorge, das Wachsen der Enkel nicht lange genug sehen zu dürfen, all die Ideen unterzubringen, die sie noch hat. Sie gehört zu denen, die sich nicht unterkriegen lassen und mit Energie im Ehrenamt unterwegs sind.

Ja. Man müsste sich mal mit dem Testament und diversen Vollmachten beschäftigen. Man müsste mal mit dem Ehemann reden, wie es sein soll wenn Pflege nötig wird. Oder die Patientenverfügung mit den Kindern besprechen. Man müsste. Sich mit der Endlichkeit beschäftigen. Dass das ganz schön schwer fällt, habe ich hier ja schon einmal beschrieben („Clubtreffen für alle, die Schiss haben über das Sterben zu reden“).

Könnte diese 70er Sache nicht auch schön sein? Eine meiner Verbündeten in Sachen Un-Endlichkeit, die Lehrbibliodramaleiterin Else Natalie Warns, wurde von einem Kloster engagiert, um mit den über 70- jährigen Brüdern die letzte Lebensphase spirituell vorzubereiten. Sie ist selbst 82, hat gerade das zweite Buch über die künstlerische Arbeit ihres an Demenz erkrankten Mannes herausgebracht und kommt demnächst zu uns in ebz zum Bibliodrama Atelier. Mit den Ordensmännern arbeitete und spielte sich sich eine Woche lang durch Psalm 30. Sie blickten zurück auf ihr Leben, auf all die Auseinandersetzungen, die sie mit ihrem Gott hatten und Haben, auf Fülle und Vergehen.
Mir hat es sofort eingeleuchtet, dass sich diese Männer insgesamt 6 Wochen auf ihren letzten Lebensabschnitt vorbereiten. Ich kann es nur immer wieder als Mantra wiederholen: es nimmt uns die Angst vor dem Vergehen und Sterben. Es stärkt uns mit Bildern, die uns auf den schönen und holprigen Wegen begleiten.

Und vielleicht geht es uns ja dann wie Frau M., die bei uns dieses Jahr Urlaub machte und strahlend sagte: „Ich bin 73 und ich es ging mir nie so gut wie jetzt. Ich finde es herrlich, in meinen 70ern zu sein.“

Was können Sie tun?

1. Zu unserem Bibliodrama-Atelier mit Else Natalie Warns, Christoph Riemer und mir am 17.-20.10.2012 kommen zur „Spurensuche Spiritualität“

2. Lesen, was ich über Psalm 30 geschrieben habe.

3. Ältere Männer und Frauen, die Sie toll finden ansprechen und herausfinden, wie die das so machen mit ihren 60/70/80/90…


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