„Das Ende ist auch immer ein Anfang.“ Der Endlichkeit ins Gesicht geblickt
Ich trag dich bis ans Ende der Welt, Deutschland 2010, Regie Christine Kabisch, mit Elmar Wepper und Ann-Kathrin Kraner (Heute im WDR zu sehen gewesen.)
Aufbruch
Die Hausfrau Anna, Anfang/Mitte 40 verlässt Hals über Kopf ihr Leben mit untreuem Ehemann, zwei fast flüggen Kindern und jeder Menge Bügelwäsche. Spontan geht sie mit ihrem Vater – zu dem sie lange Jahre nur an Weihnachten Kontakt hatte – auf Pilgerreise. Der Jakobsweg mit dem Ziel hinter dem Ziel: Finisterre, dem Ende der Welt an der spanischen Mittelmeerküste.
In den Wochen, die sie unterwegs sind, werden sie mit dem konfrontiert, dem alle „zu Fuß Betenden“ ausgesetzt sind. Sie stoßen an ihre Grenzen und müssen sich mit sich selbst und einander auseinander setzen. Kein Schnickschnack mehr, sondern die Wahrheit. Vorwürfe und Geständnisse treffen ins Schwarze und führen auf den direkten Weg zur Versöhnung: mit einander und sich selbst.
Den Weg selbstbestimmt zu Ende gehen
Zwei Dinge rühren mich besonders an: Elmar Wepper spielt einmal mehr auf das Ende des Lebens zu. In „Kirschblüten Hanami“ war er derjenige, der die Reise für seine Frau zu Ende bringen muss. Hier spielt er einen Mann, der sein Leben selbstbestimmt zu Ende geht – im direkten Sinne des Wortes. Er entscheidet sich gegen eine Krebsbehandlung und für den Pilgerweg. Mit Homers Odyssee im Rucksack und einem Stein, den er mit all seinen Lebenslasten ablegt. Ob er einer ist der Gott sucht und sich selbst findet – oder sich selbst sucht und Gott findet, diese Frage wird offen bleiben. Diese Darstellung einer Selbstbestimmung am absehbaren Lebensende ist nachvollziehbar und beeindruckend.
Ins alte Gesicht blicken
Ein Pickup nimmt Anna, die Frau in der Lebensmitte ein Stück Wegs mit. Sie, die zurzeit gar nicht weiß, wer sie ist und etwas sie vom Leben will. Damit steht sie nicht allein: dies ist die Zeit in der viele Frauen wie Männer sich fragen, welche Wünsche sie (noch) an das Leben haben, ihr Leben. Auf dem Pickup sitzt bereits eine alte Frau mit weißen Haaren und zerknittertem Gesicht. Und für einen Moment treffen sich die Blicke der beiden Frauen. Ein Blick, der auch mich wie ein Blick in die Zukunft traf. Ein Blick auf das Ende des Lebens mit den Fragen: Wer werde ich dann sein? Werde ich mich im Spiegel noch erkennen? Wie werde ich auf mein Leben zurückblicken? Ein Moment der mir Angst machte. Das habe ich zum ersten Mal begriffen, gespürt.
Anna wird am Ende diese Antwort geben: „Das Ende ist auch immer ein Anfang.“
Ausführliche Filmbeschreibung bei Evangelisch.de
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