Veröffentlicht in: Allgemein, Corona - Was geht?!, Geronto-was? Theorie ganz praktisch, Hoch!Alt
Am Anfang des Jahres innehalten und prüfen, wo es lang gehen soll. Gemeinsam mit allen Generationen. Die Evangelische Arbeitsgemeinschaft für Altenarbeit in der EKD (EAfA) gibt dazu Anstöße. Hier auch als pdf: Verlautbarung Alter auf Augenhöhe EAfA und APHS_10.12.2020
Und Konkretisierungen haben wir in der Mediathek für Sie gesammelt.
Wir haben uns mit unseren Kolleg*innen nicht erst im vergangenen Corona-Jahr deutschlandweit dafür eingesetzt, dass wir die Älteren, also 40% und mehr Menschen 60 plus nicht nur nicht aus dem Blick verlieren, sondern gemeinsam mit ihnen in die Zukunft gehen. Leider kam es gesellschaftlich zu einer Rolle rückwärts und auch kirchlicherseits müssen wir ernüchtert feststellen: Die Älteren spielen in den 12 Leitsätzen zur Zukunft einer aufgeschlossenen Kirche keine Rolle.
Die Corona-Pandemie hat den Blick auf das Alter und den Umgang mit alten Menschen verändert. „Obwohl die Unterschiede zwischen Menschen in keiner anderen Lebensphase so stark ausgeprägt sind, werden Menschen ab dem 60sten Lebensjahr jetzt pauschal zur Risikogruppe erklärt. Empfohlen wird, dass ältere Menschen auf soziale Kontakte weitgehend verzichten und dem öffentlichen Leben fernbleiben“, stellt die Evangelische Arbeitsgemeinschaft für Altenarbeit in der EKD (EAfA) fest. „Die Tatsache, dass jemand – gleich welchen Alters – Unterstützungsbedarf hat, darf aber nicht gleichgesetzt werden mit Unmündigkeit“, warnt Vorsitzende Christine Schöps.
Bei einem gemeinsamen Fachtag erörterten EAfA und AltenPflegeHeimSeelsorge (APHS) die Auswirkungen der aktuellen Situation – auf die alten Menschen selbst und die Gesellschaft insgesamt. Eine im Anschluss veröffentlichte Stellungnahme warnt vor einer Aufspaltung der Gesellschaft in produktive, (noch) fitte und schützenswerte, aber zu vernachlässigende alte Menschen. Soziale Teilhabe sei existenziell für alle Menschen und für alle Lebensalter. „Als evangelische Altenarbeit setzen wir uns dafür ein, dass alte Menschen, egal wo sie leben und ob sie pflegebedürftig sind oder nicht, selbst über sich bestimmen können. Auch Seelsorge darf alten Menschen nicht – wie jüngst geschehen – verwehrt werden. Gerade in Zeiten der Pandemie nicht“, führt Schöps aus. Insgesamt sei nicht weniger als ein Paradigmenwechsel notwendig.
Als Mitglieder der Evangelischen Arbeitsgemeinschaft für Altenarbeit in der EKD, waren wir als Fachstelle Zweite Lebenshälfte am folgenden Text beteiligt. Er wurde gemeinsam mit der AltenPflegeHeimSeelsorge im Dezember 2020 herausgegeben.
Alter auf Augenhöhe!?
Evangelische Altenarbeit und Altenseelsorge stehen auf der Grundlage ihres Menschenbildes dafür ein, dass in unserer Gesellschaft mit schwächeren und schonungsbedürftigen Menschen – unabhängig von ihrem Alter – achtsam, wertschätzend und auf Augenhöhe umgegangen wird.
- Auf Augenhöhe? Ein differenzierter Blick auf die Lebensphase Alter ist nötig!
Alter und hohes Alter werden künftig die Kirche und unsere Gesellschaft noch mehr prägen. Bis zum Frühjahr 2020 gab es eine weitgehend differenzierte Sicht auf die Lebens-phase Alter, auch im Hinblick auf Menschen, die pflegebedürftig sind. Die Potenziale Älterer wurden gesehen und gefördert.
Mit Beginn der Corona Pandemie wurden und werden Menschen überwiegend auf-grund ihres kalendarischen Alters als schutzbedürftig eingestuft. Dabei wird über-sehen: Menschen ab 60 können nicht pauschal als Risikogruppe gelten, die aus dem öffentlichen Leben fernzuhalten sind und auf soziale Kontakte verzichten sollen!
Fehlt der differenzierte Blick, besteht die Gefahr einer Aufspaltung der Gesellschaft in produktive, gesundheitlich stabile junge und mittelalte, noch fitte und selbstbestimmte und schützenswerte, aber zu vernachlässigende alte Menschen. Die Tatsache, dass jemand – gleich welchen Alters – Unterstützungsbedarf hat, darf – wie in der Corona-Pandemie vielfach geschehen – nicht gleichgesetzt werden mit Unmündigkeit.
- Auf Augenhöhe! Auf Grund des christlichen Menschenbildes Kirche und Gesellschaft gestalten
Wir Menschen sind auf Beziehung ausgerichtete und auf andere angewiesene Geschöpfe. Von Anfang an, ein Leben lang. Es ist nicht gut, dass der Mensch allein sei, lesen wir am Anfang der Bibel. Im Zentrum des zukünftigen Friedensreichs, das sich der Prophet Sacharja erträumt (1), stehen die Menschen, die auf Hilfe und Schutz angewiesen und einfach „da“ sind – in der Gemeinschaft mit Jüngeren. Er erinnert zugleich daran, dass alles menschliche Leben von Anfang bis zum Ende angewiesenes Leben ist. Grundlage des jüdischen und christlichen Glaubens ist die Einsicht, dass ein Mensch Würde und Wert nicht aus seinem eigenen Tun gewinnt, sondern von Gott verliehen bekommt (2). Menschsein und Gotteskindschaft sind nicht festzumachen an Verstand und Vernunft, an Planung und Zielorientierung.
Menschen sind verschieden. Das ist eine Quelle von Unfrieden und Benachteiligung. Um Christi Willen (Gal.3, 26ff) geht es nicht darum, die Unterschiede zwischen Frauen und Männern, Starken und Schwachen, Jungen und Alten einzuebnen. Es geht darum, dass die Unterschiede keinen Unterschied machen. In Krisenzeiten Beistand zu leisten ist deshalb eine kirchliche Kernaufgabe, für die sich unzählige gut ausgebildete ehren- und hauptamtliche Mitarbeiter*innen engagieren.
- Auf Augenhöhe! Soziale Teilhabe kennt kein Alter!
Der Ort, an dem das alles exemplarisch erfahrbar sein sollte, ist die Kirche – in ihren internen Bereichen ebenso wie im Sozialraum. Soziale Teilhabe ist existenziell (mehr …)
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