Der Blog für die zweite Lebenshälfte

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Netzwerkstatt 4: Kirche im Sorgenetz

Veröffentlicht in: Allgemein, Corona - Was geht?!, Geronto-was? Theorie ganz praktisch, NACHmachBAR

Netzwerkstatt 4: Kirche im SorgenetzIn der 4. und letzten Netzwerkstatt „Kirche – Alter – Zukunftsräume“ erzählt Bischöfin Dr. Beate Hofmann, EKKW, ihre Geschichten rund um die Vielschichtigkeit von „Sorge“. Dabei spielen ein rotes Einkaufsnetz, eine warme Decke, der neue Mitbewohner ihrer Eltern und manches mehr eine Rolle. Sehr anschaulich beschreibt sie, wie sich Kirche als gesellschaftliche Akteurin aktiv in der Zivilgesellschaft einbringen kann. Konkret berichtet sie von einer Zusammenarbeit mit der Neuen Denkerei, Kassel, in der sich besonders Babyboomer mit ihren Expertisen einbrachten.

Dr. Hofmann spricht über die Rolle der Babyboomer, die immer zu viele waren und nun zunehmend in der Sandwichposition in der Sorge um alte Eltern und Enkelkinder viel leisten. Sie prägen maßgeblich die Zivilgesellschaft. Es werde auf Jahre die Generation sein, die Dinge auffängt, die der Staat nicht leisten kann, so Hofmann.

Sie plädiert für Engagement-Räume, die zu den Menschen passen und gibt Einblicke in den aktuellen Beteiligungsprozess der EKKW , in dem Kirche als Akteurin im Sozialraum eine wesentliche Rolle spielt. (Mehr dazu im schriftlichen Bericht „Vom Auftrag der Kirche“ der Bischöfin zur Frühjahrssynode 2021.)

„Jesus wird nicht fragen: Wie viele kommen in deinen Gottesdienst?, sondern die Frage ist: Wem bist du zum Nächsten geworden? Wo werden wir als Kirche gebraucht.“, so Hofmann im Gespräch mit Annegret Zander, Fachstelle Zweite Lebenshälfte. Mit anderen in der Zivilgesellschaft zusammenzuarbeiten sei notwendig. Die Herausforderungen in unserer Gesellschaft seien zu komplex, als dass irgend jemand alleine daran arbeitet. Kirche solle ihr Potential für ein gelingendes Zusammenleben nutzen.

Die Netzwerkstatt lädt Sie dazu ein, Ihre eigenen Geschichten von gegenseitiger Sorge zu erzählen und anzustiften.

 

Hier die Mitschriften aus den Breakoutsessions der NetzWerkstatt:

Gesprächsrunde 1

Erzählen Sie Ihre Geschichte: Wo haben Sie unter der Pandemie (und darüber hinaus)

 „Sorge in Gegenseitigkeit“ wahrgenommen, bzw. wo wurde deutlich, dass das Sorgenetz Lücken erhält, wenn Ältere aus dem Bild herausgenommen werden.

  • Ein gut funktionierendes Sorgenetz ist TRAG-FÄHIG: Es BE-FÄHIGT zu einem guten Leben auch in schweren Situationen und TRÄGT. 
  • Kontaktstuhl-Briefaktion: Anrührend, was auch zurückkommt! Und die Menschen freuen sich schon auf das, was weiter geschehen wird.
  • Leitung eines Seniorentreffs in Hamburg: Es ist sehr wichtig, mit Gedanken bei den Leuten zu sein; kleine Gesten des Füreinander-Sorgens (Ostertütchen) führen zu Telefon“Wellen“, Dank der Beschenkten …. können wir auch etwas mitmachen…?  Eine wichtige Form der Interaktion und Verbindung.
  • Zoom & Co. haben neue Räume der Begegnung eröffnet, viele haben dafür z.B. als Hosts gesorgt, dass man mitmachen kann.
  • Zuhause aufgesucht zu werden von Menschen, die sich kümmern, hat „das Leben neu eröffnet“
  • Füreinander zu sorgen ist anregend, es nachzumachen.
  • Sorge annehmen ist sehr schwierig; gerade die Älteren sind sich selbst gegenüber eher „hart“, geben Hilfebedarf nicht zu; Caring Community hat sich nicht als Begriff durchgesetzt, müßte in Richtung „Verbundenheitsnetz“ weiter entwickelt werden.
  • Zeitbörse gute Nachbarschaft – läuft immer unter dem Untertitel „Geben und Nehmen“; 
  • Freischreibeaktion: Text, Gedicht oder ähnliches zu „Ich bleibe zu Hause und mach eine Pause“. Menschen haben ihre Möglichkeiten wieder gezeigt und aktiviert. Menschen konnten sich mit ihrer Kompetenz einbringen.
  • Sorge für Ältere funktioniert nicht, da wird z.B. vorausgesetzt , dass diese Generation sich online zum Impfen anmelden müssen. 
  • Sich gegenseitig wahrnehmen. Im Kontakt bleiben. Möglichkeiten schaffen, in denen gegeben und angenommen werden kann.
  • Sorgenetze sollte man nicht knüpfen, ohne diejenigen nach ihren Bedürfnissen zu fragen, die man umsorgen möchte. 
  • Sich in Sorgenetzen zu engagieren und daran zu knüpfen liegt manchem/mancher sehr gut, sich selber umsorgen zu lassen nicht unbedingt. 
  • Zu wenig Kontakt zu Menschen in Altenheimen, zu wenig Kreativität für Begegnungsräume bei Beerdigungen 
  • Man bekommt in der Arbeit mit Älteren sehr viel zurück: man kümmert sich um alte Gemeindemitlgieder, wird aber auch immer emotional unterstützt von den Älteren, indem sie sich bedanken, Interesse daran haben, wie es einem selber geht. Eine sehr bereichernde Arbeit.
  • Strukturen der Sorge zu entwickeln braucht mehr als den direkten Klientenkontakt – und auch Zeit dafür.
  • In Sorgennetze wächst man offenbar hinein…
  • Ältere wurden von heut auf morgen zur Risikogruppe, obwohl von Ihnen kein Risiko ausgeht und sie wie alle anderen Erwachsenen für sich selbst entscheiden können.
  • Wir können uns vor der Danke-Schön-Flut in Form von Mon Cherie nicht retten :-) 
  • Sorgennetz aufbauen braucht Zeit
  • Sorgenetze auf dem Land sind noch vorhanden, z.B. in Form von Nachbarschaftshilfe
  • Großveranstaltungen sind durch: Die Wertschätzung den Einzelpersonen gegenüber muss es tragen und die Lust am Gespräch kann bei der Bildung neuer Bündnisse helfen.

Geprächsrunde 2

Wo sehen Sie in Ihrem jeweiligen Kontext (bitte benennen) Ansatzpunkte für tragfähige Netzwerke 

  • St Nicolai, Eckernförde: der gegenseitige Sorgegedanke ist wertvoll. Eigene Interessen sind da und haben ihre Berechtigung und dürfen positiv gewertet werden. Es ist legitim. Und es können Win-Win-Situationen entstehen. Lesetipp dazu (Michael Jordan, St. Nicolai Eckernförde): Erik Flügge, Egoismus. Wie wir dem Zwang entkommen, anderen zu schaden, 2020, ISBN; 978-3801205775
  • Fach und Vernetzungsstelle Senioren und Generationenhilfe im Land Hessen: Ein Netzwerk eröffnet neue Räume. Was ist finanziell leistbar? Der Blick auf Vernetzung ist hier ein wichtiger Bestandteil.  
  • „Kirche im Dorf“ – was im Dorf steht, sollte miteingebunden werden.
  • Der Gedanke „Was hab ich denn bei Kooperation für meine Organisation?“ trägt auf Dauer nicht weiter.  Wo wir gemeinsame Ziele haben, können wir uns gemeinsam auf den Weg machen (Klimawandel, Bewahrung der Schöpfung, Miteinander der Generationen …) und als Kirche ein Player unter vielen sein.
  • Positives Beispiel aus Eckernförde: „Einkaufs“hilfe, die die Kirche in der Pandemie organisiert hat, gemeinsam mit verschiedenen Organisationen und in Ausrichtung für die Stadt. Da war viel Energie und Klarheit dahinter!
  • unterschiedliche Akteure verbinden im Projekt Ethiklotsen  Info und Kontakt:  Fachstelle Altenheimseelsorge EKKW Birgit Inerle
  • Kontakte über Telefonketten für in die Jahre gekommene Frauengruppen
  • Frauennetzwerke sind altbewährt und über große Entfernung tragfähig
  • spielerische Kontakte über Rätselwochen Info: henze@kirchliche-dienste.de
  • Runder TischKnotenmenschen an einen Tisch bringen- über den eigenen Horizont hinaus
  • Sparmaßnahmen führen dazu, dass nur das, was eng als „theologisch“ verstanden wird. Wie man über den Mehrwert von Netzwerken spricht oder diesen darstellt, ist noch nicht eingeübt
  • Wie kann Sorge vor Ort künftig jenseits der klassischen familialen Strukturen funktionieren in einer Gesellschaft, in der viele Menschen kinderlos sind bzw. viele Menschen Kinder haben, die weit weg leben
  • Sozialraum als Orchester – Kirche war vielleicht anfangs Dirigentin , jetzt spielen wir vielleicht manchmal die 1. Geige und manchmal hauen wir auf die Pauke
  • Auslagerung in Diakonie und Caritas ist nicht nur eine Hilfe…
  • Wir brauchen Netzwerke jenseits der Norm-Familie

 

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