Der Blog für die zweite Lebenshälfte

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Sterben ist Mist – aber zuvor eine Riesenportion Vanilleeis

Veröffentlicht in: Allgemein, Bücher/Filme, Endlichkeit

Sterben ist Mist - aber zuvor eine Riesenportion VanilleeisBuchbesprechung zu Gabriele Wohmann, Sterben ist Mist, der Tod aber schön. Träume vom Himmel, Kreuz Verlag

Wie Sie inzwischen sicher vermutet haben, hatte ich im Urlaub jede Menge Zeit zum Lesen. Ganz nach hinten auf dem Stapel rutschte „Sterben ist Mist“.  Im Urlaub mag man ja auch mal etwas hiesiger leben. Wobei – vom Himmel träumen, gelingt ja gerade dann, wenn man im warmen Sand am rauschenden Meer liegt. Bilder für den Himmel finden, für das, was den Gedanken an den Tod erträglicher macht. Da wir nicht wissen, was kommt, haben Menschen schon immer in Bildern an das Danach gedacht. Paulus z.B. erzählt vom Jüngsten Gericht (im Mittelalter ein beliebtes Mittel um Menschen in Angst und Zahlbereitschaft zu halten), aber auch von dem Weizenkorn, das in die Erde fällt.
Der Schriftsteller und Theologe Georg Magirius war auf der Suche nach zeitgenössischen Sprach-Bildern für das Jenseits. Bei Gabriele Wohmann wurde er fündig. Die 1932 geborene Schriftstellerin (eine Pfarrerstochter mit positiven Erfahrungen) hat in ihren Romanen und Erzählungen immer wieder religiöse Bezüge hergestellt. Magirius hat sie aufgespürt und daraus Gesprächsanlässe mit Frau Womann geschaffen. Diese Texte sind der eigentliche Schatz des Buches.

Sterben ist wirklich Mist
Ich war (und bin) vom Titel  begeistert. Sterben ist Mist. So hat es in meiner Gegenwart noch niemand formuliert, aber so empfinden es doch viele. Ich auch. Und warum? Weil das Leben so schön ist! Und so folgte ich Frau Wohmann durch ihren Alltag, der sehr normal, sehr strukturiert erfolgt und in dem sie sich mit ihrem Mann absolut wohl fühlt.  Nicht jede 79-jährige ist so zufrieden mit solcher Ereignislosigkeit, gespeist von schönen Erinnerungen.  Die ersten 50 Seiten lang fand ich diesen Ansatz auch erhellend, im eigenen Alltag zu schauen, was daran himmlisch sein mag.  Aber irgendwann wurde es echt öde. Vor allem weil  – es wird nirgends darauf hingewiesen – wir es hier vermutlich mit Abschriften von Interviews zu tun haben, in die die Fragen des Interviewers in indirekter Rede eingefügt werden. Sprachlich fürchterlich und in starkem Kontrast zu den guten Texten der Wohmann-Originale.

Über die Stränge – unbedingt!
Vielleicht sieht das jemand anders und ich bin froh über Aufklärung, aber über den Himmel sagt Wohmann nur an einer Stelle etwas. Auf Seite 44 – 45 um genau zu sein. „Der Himmel ist etwas, das mich schon immer zu Vorstellungen reizte. Und so geht es mir bis heute. Diese Fantasien sind naiv, kommen immer wieder, tun mir gut. “ Sie spielt mit ihren alltäglichen Vorstellungen. „Ich denke auch an Essen und Trinken dabei. Vanilleeis! Das ist eine Art Labsal, hat nicht mehr viel mit dem Irdischen zu tun, hebt schon sehr ab.“ Und ich glaube allein bei Vanilleeis schlägt Frau Wohmann höchst sympathisch über die Stränge. Wenn schon Vanilleeis, dann eine Riesenportion. Und hier drifte ich dann wieder heraus aus dem Buch und mache mir meine eigenen Gedanken über die Fülle und den Genuss und dass Gott es auf jeden Fall lieber sieht, wenn wir das geschenkte Leben auch freudig genießen können.

Tja. Das wars dann auch. Thema verfehlt sozusagen. Ein Theologe will überall den Himmel finden. Ich lasse es mir eine Warnung sein vor allzu süßlicher Verherrlichung von Personen und Vorstellungen.

Sollten Sie das Buch dennoch kaufen? Vielleicht, wenn Sie Lust haben, mit anderen über die Endlichkeit ins Gespräch zu kommen. Dieser Titel ist einfach klasse. Und die Textausschnitte anregend. Vielleicht reicht aber auch die Idee, die auf dem Umschlag so formuliert ist: „Sie erzählt vom Jenseits alltäglich und zugleich verzaubernd schön, dass man die Erdenschwere schon einmal vergessen kann.“ Wie gesagt, ich hab das irgendwie verpasst. Aber ich könnte es ja selbst einmal versuchen. Und Sie auch.

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