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Der Blog für die zweite Lebenshälfte

Der Blog für die zweite Lebenshälfte

Captain Tom Moore geht hundert mal

Veröffentlicht in: Allgemein, Älterwerden (im Selbstversuch), Corona - Was geht?!, Endlichkeit, Hoch!Alt

In einer Fortbildung zu „Kirche im Sozialraum“ hat Axel Rolfsmeier, Referent für Sozialpolitik, Gemeinwesen- und Quartiersarbeit im Institut für Kirche und Gesellschaft, Fachbereich Gesellschaftliche Transformation in Schwerte diesen Impuls gegeben, den ich hier teilen darf. Groß denken und damit größeres bewirken, geht auch noch mit 99 Jahren.

„Ich habe schon viel erlebt, und nun das auch noch! Aber egal, die haben mir in meinem langen Leben immer geholfen und nun helfe ich Ihnen. Ich sammel jetzt mal 1000 Pfund und dann werde ich die spenden.“

So könnten die Gedanken von Tom Moore gewesen sein, als er angesichts der Corondapandemie sich auf den Weg machte mit seinem Rollator 100 Runden in seinem Innenhof zu gehen.
Und er hatte gehofft, mit seiner Aktion 1.000 Pfund für das Gesundheitssystem, das NHS, zusammen zu bekommen. Damit wurde er nicht nur zu einem Liebling der Nation, sondern auch zu einem Symbol der Hoffnung und der Solidarität in ganz Großbritannien.
Am Ende kamen unfassbare 33 Millionen Pfund (rund 36 Millionen Euro) zusammen. Damit schaffte er es ins Guinness-Buch der Rekorde: Für die höchste Summe, die je bei einem Spendenlauf gesammelt wurde.
Captain Tom wurde ebenfalls geehrt als ältester Künstler, der je in Großbritannien die Nummer 1 der Charts anführte – mit seiner Version des Kultklassikers „You’ll never walk alone“. Das empfehle ich Ihnen sehr, gehen Sie mal auf YouTube und suchen Captain Tom und you´ll never walk alone. Gänsehaut garantiert.

Wie überaus beeindruckend, mit 99 Jahren so zu denken, so zu handeln.
In Deutschland gab es zur gleichen Zeit eine Debatte über den Lockdown und ob es sinnvoll sei, das GG so einzuschränken.

Achtung Zitat!: „Wir retten in Deutschland möglicherweise Menschen, die in einen halben Jahr sowieso tot wären – aufgrund ihres Alters und ihrer Vorerkrankungen.“
Zum einen möchte ich da rufen: „What a shame! wtf“
Aber zum anderen möchte ich auch sagen: Ja und? Dieses letzte halbe Jahr kann viel sein, viel Besonderes sein, viel bewegen.
Schauen wir auf Captain Tom, er ist, inzwischen 100-jährig, vor wenigen Wochen gestorben.
Ob er im März 2020, also vor einem Jahr, daran gedacht hat

  • als Ritter 100-jährig zu sterben, ja wurde von der Queen zum Ritter geschlagen (und musste dafür nicht knien, wie es sonst erwartet wird)
  • millionenfach bekannt und auf youtube geklickt zu sein, zu werden und
  • nebenbei auch noch 33 Mio Pfund gesammelt zu haben.
    Ganz bestimmt nicht.

Nehmen wir sein Beispiel als Erinnerung dafür, dass das Leben zwar endlich ist – aber bis zum Ende unendlich reich sein kann.
RIP Captain Tom.

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Netzwerkstatt Nr. 2: Die Kirche und die Babyboomer

Veröffentlicht in: Allgemein, Älterwerden (im Selbstversuch), Geronto-was? Theorie ganz praktisch, NACHmachBAR

Netzwerkstatt Nr. 2: Die Kirche und die BabyboomerDas Video „Die Kirche und die Babyboomer“ mit Cornelia Coenen-Marx ist online! (s.u.) Oberkirchenrätin a.D. Cornelia Coenen-Marx spiegelt uns im Impulsgespräch zur 2. Netzwerkstatt den Schwung der Generation, die jetzt auf den Ruhestand zusteuert. Während die Kirche diese große Gruppe zumeist unter „Wegfall zahlender Mitglieder“ verbucht, hebt Frau Coenen-Marx eine viel wichtigere Währung hervor: Zeit. Und Lust, etwas zu gestalten, eigenen Themen nachzugehen, sich selbstorganisiert zu vernetzen. Welche Rolle könnte Kirche dabei spielen? Gemeindehäuser könnten Raum für Viele im Quartier werden.  Sie könnte bestärken, was schon da ist: Das Wissen darum, dass die eigene Angewiesenheit auf andere etwas Positives ist. Die Entwicklung von Kleinstnetzwerken wird zur Bildung sorgender Gemeinschaften der großen Gruppe der geburtenstarken Jahrgänge führen müssen. Niemand wird für die Pflege in der Form, wie wir sie kennen, aufkommen können. Tischgemeinschaften könnten zur Entwicklung dieser Strukturen beitragen, das Thema Wohnen gewinne an Bedeutung. Auch hier kann Kirche als Partner einsteigen. Mitgliedschaft allerdings tritt in den Hintergrund. Damit knüpft sie an die Ergebnisse der ersten Netzwerkstatt mit Ralf Kötter „Kirche im Land Wir“ an.

Cornelia Coenen-Marx gründete mit Anfang 60 ihre eigene Agentur „Seele und Sorge“   und bringt seither ihre Expertise zu Kirche, Diakonie, Care- und Alter(n)sfragen in Vorträgen und Beratungen direkt in die Praxis. Sie gehört selbst zur „Woodstockgeneration“. Was das bedeutet und bis ins Heute austrägt, beschreibt sie im Gespräch mit Annegret Zander so eindrücklich, dass klar ist: Kirchliche Arbeit wird die Babyboomer nur erreichen, wenn wir sie wirklich wahrnehmen, ihnen zuhören, Vertrauen schenken und Räume öffnen.

Weiterführende Links

Im Gespräch wurde auf folgende Seiten hingewiesen:
Die „wandernde“ Bevölkerungspyramide des Statistischen Bundesamtes

Der Wiener Verein für Kunst und Kultur „Nichtgrau“ nichtgrau.net

Das Wiener Projekt Tavolata, in dem Tischgenossenschaften gebildet werden. tavolata.ch
Dazu ein Kommentar aus der Runde: „Das machen Studierende übrigens auch. Sie nennen es „Running Dinner“ und geben sich einen thematisch passenden, witzigen Namen. Sie koordinieren das in Chatgruppen oder FB-Gruppen. Martina Jakubek, forum alter und generationen, NBG kommentierte: „Engagement hängt tatsächlich von der Atmosphäre, Möglichkeiten, Akzeptanz und Wertschätzung durch die Gemeinde ab – ansonsten stimmt es, man findet ja unglaublich viele andere Möglichkeiten. Und man braucht Kontaktflächen.“

Die Impulse der Netzwerkstatt wurden aufgezeichnet und zusammengeschnitten.

In Kleingruppen reflektierten die 40 Teilnehmenden, die übrigens selbst zu einem großen Teil der Babyboomer – Generation angehören, weiterführende Fragen und sammelten gemeinsam die Ergebnisse auf einem Etherpad, deren Inhalte wir hier unzensiert zur gemeinsamen Sichtung und Weiterarbeit vorstellen:

1. Gesprächsrunde
Woran merken Sie, dass Sie ein*e Babyboomer*in sind, ein*e Babyboomer*in vor sich haben?

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Jens-Peter Kruse: „Es gibt in der Kirche offensichtlich eine Defizitsicht auf das Alter“

Veröffentlicht in: Allgemein, Älterwerden (im Selbstversuch), Corona - Was geht?!, Geronto-was? Theorie ganz praktisch

Jens-Peter Kruse: Diesen kritischen und in Bezug auf die Kirche sehr selbstkritischen Vortrag hielt Jens-Peter Kruse, Mitglied unseres Fachbeirats, im Kontext der DEAE Veranstaltung „Jetzt reden wir!?“ am 16.09.2020. Wir danken Herrn Kruse, dass wir den Wortlaut hier veröffentlichen dürfen.

Die Pandemie hat schonungslos gezeigt, was Informierte in der Seniorenarbeit schon immer ahnten, wussten und beklagten. Corona brachte die Defizite in der Altenhilfe ans Licht: Mängel in der Pflege wie auch die fehlende Wertschätzung des Alters.

„Hoffnungsträger“, um einen zentralen Begriff aus der Überschrift des heutigen Online-Themenabends zu nehmen, waren und sind die Alten weder für die Gesellschaft noch für die Kirche. Der Wunsch der Kirchenleitungen nach einer innovativen, modernen, zukunftsfähigen Kirche ist für sie mit der Realität einer älter werdenden Kirche nicht vereinbar. Das Altersbild, das in der Kirche traktiert wird, ist weiterhin durch das Charakteristikum der Pflegebedürftigkeit geprägt. Es gibt in der Kirche offensichtlich eine Defizitsicht auf das Alter, die stark von diakonischen Anliegen bestimmt ist.

Wie entstehen Altersbilder?

Durch die Altersberichte der Bundesregierung? Durch Veröffentlichungen von Gerontologen, von Psychologinnen oder von Medizinern? Ich vermute eher nicht. Jedenfalls sind diejenigen, die dies glaubten durch die COVID-19-Pandemie eines Besseren belehrt worden. Plötzlich waren sie wieder da, die negativen, defizitären Bilder vom Alter. Plötzlich gehörten schon die 60-Jährigen zur vulnerablen „Risikogruppe“. (mehr …)


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Aktivist*innen-Segen #Altersbilder

Veröffentlicht in: Allgemein, Älterwerden (im Selbstversuch), Andacht/ Spiritualität, Hoch!Alt
Aktivist*innen-Segen #Altersbilder

Quelle: Instagram @iconaccidental, 8.6.2020

Auf dem Instagram – Account von Lyn Slater, Mitte 60, eine Professorin i.R., die durch einen Zufall zur Stil-Ikone wurde, fand ich dieses Bild. (Ihre Webseite: https://www.accidentalicon.com/)

Es zeigt die beiden feministischen Aktivistinnen und Gründerinnen und Herausgeberinnen des US-amerikanischen feministischen Magazins Ms.: Gloria Marie Steinem, geb. 1934 und Dorothy Pitman Hughes, geb. 1938. (https://msmagazine.com/) in den 60ern und heute.

Alle drei unterstützen die Black Lives Matter – Bewegung und sie fordern unsere Altersbilder heraus.

Lyn Slater hat unter den ca. 750 000 Menschen, die ihr auf Instagram folgen viele junge Followerinnen. Sie sagt: Ageism/Altersdiskriminierung beginnt, wenn du sagst, „Oh je, ich werde 30, ich werde alt…“ Negative Selbst-/Bilder prägen unser Leben und unsere Gesellschaft. Frauen wie Lyn zeigen auf selbstbewusste und selbstbestimmte Weise neue Bilder vom Älterwerden. (mehr …)


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Päckchen für Vater – Corona inspiriert Kultur per Post

Veröffentlicht in: Allgemein, Älterwerden (im Selbstversuch), Corona - Was geht?!, Hoch!Alt, NACHmachBAR

Päckchen für Vater - Corona inspiriert Kultur per Post(Andreas Wiesner) Die zunehmende Verletzlichkeit meiner Eltern war ein Grund mich vor 6 Jahren verstärkt von Canterbury aus um eine Stelle in Hessen und Rheinland-Pfalz zu bewerben. Vor 5 Jahren bin ich nach Kassel gezogen, und besuche meine Eltern in Mainz etwa jedes zweite Wochenende. Da die sozialen Kontakte, meine Mutter die nach meinem ersten Sommer zurück in Deutschland organisiert hatte, verstarb, und meine Eltern viele Ihre Bekannten überlebt hatten, wurde mein Vater zunehmend einsamer. Ihm fehlten zunehmend die anregenden Gespräche über Kultur und Politik.

Da der Alltag mit Hilfe eines Pflegediensts gut organisier ist, und Schwester Agnes sich um seine physische Gesundheit sorgt, waren meine Besuche durch Kulturarbeit und Seelsorge bestimmt.

So reiste ich mit der Wochenzeitung, „Freitag“, der Zeitschrift „Junge Kirche“ und dem feministischen Blatt „Wir Frauen“ nach Mainz wo schon die Wochenzeitung „Die Zeit“ auf mich wartete. Ich berichtete meinem Vater über meine Arbeit, erzählte von meinen Projekten und Veranstaltungen. Wir diskutierten oft über verschiedene gesellschaftliche Fragen. Eines Wochenendes wies mich Vater insbesondere auf die Artikel über die Care Revolution in „Wir Frauen“ hin. Er erzählte mir von den Büchern, die er gelesen hatte und von seinen neuen „Lieben“ wie Christiane von Goethe und Clara Schuhmann.

Besonders sorgt meinen Vater das Wiedererstarken des Faschismus, wo er diese S… (1) in Kindheit und Jugend erleben musste, während mein Opa in der Bekennenden Kirche aktiv war. Deshalb wurden meine Unterlagen von der Landesdelegierten Konferenz der VVN (2) von ihm besonders intensiv studiert.

Deshalb schicke ich Ihm während der erzwungenen Trennung jeden Freitag ein Päckchen. Das erste Päckchen enthielt (mehr …)


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„Ich muss mich verkleinern“

Veröffentlicht in: Allgemein, Älterwerden (im Selbstversuch), Ideen für Gruppen, NACHmachBAR

„Ich muss mich verkleinern“Der Hanauer Standort der Fachstelle wechselt in die Alte Johanneskirche in Hanau – dort gibt es das Café Ellis, jetzt schon ein Lieblingsplatz – und viele Möglichkeiten, bestehende Netzwerke noch lebendiger zu gestalten. Im Sinne von „Älterwerden im Selbstversuch“ sind wir beide am Aussortieren, Weitergeben, Verkleinern. Eine gute Ãœbung für später. Zum Beispiel den Ruhestand. Oder den Umzug in die kleinere Wohnung.

Sich verkleinern, der Auszug aus der geliebten Wohnung, gar dem eigenen Haus, das ist ein Kraftakt. Darum vermeiden es viele. Es ist aber auch ein Akt, in dem Kraft steckt. Und Befreiung.

Während ich – Annegret Zander –  mich durch die Fachstelle räume, lade ich Sie ein, sich Ihrer Wohnung zu widmen…

Die Geschichten ehren

Der Abschied von dem Fachstellenort in der Akademiestraße in Hanau ist nicht ohne. Die Bude steckt voller Sachen, die alle eine Bedeutung haben. Jeder Stuhl, jede Goldrandtasse, jedes Buch ist ein Impulsgeber. Sie haben Menschen zu Begegnung, zum gemeinsamen Kochen, zu Texten, Ideen und gewagter Seniorenarbeit angestiftet.

Zum Glück sind die Emotionen nicht so groß, wie wenn man seine eigene Wohnung auflöst. Aber auch nach 5 Jahren steckt in so ziemlich allem schon eine Geschichte. Wie ist das dann erst mit Wohnungen und Dingen, in denen man Jahrzehnte gelebt hat?!

Vielen fällt es schwer, Dinge wegzugeben.

Wegen der Geschichte(n): je älter das Möbel, desto länger die Geschichten, die es in sich trägt. Wegen der vielen Arbeit, die das Sortieren macht. Ich stelle mir vor, es gäbe in Gemeinden Menschen, die Sortier-Hilfe-Hausbesuche machen.

Weil man in der Familie niemand findet, der die Sachen haben möchte. Oder man keine nahen Angehörigen hat. Aber es gibt noch mehr Menschen, die man bedenken kann. (mehr …)

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