Was sage ich blos – nicht – bei einem Trauerfall?
Sie kennen das vielleicht. Ein Bekannter ist gestorben oder die Nachbarin. Vor lauter Unsicherheit traut man sich kaum, die Angehörigen anzusprechen. Dabei ist es für viele Trauernde eine zusätzlich leidvolle Erfahrung, wenn plötzlich alle einen großen Bogen um sie machen.
Trauen Sie sich: es tut gut über den Verlust sprechen zu können. Das Beste und Wichtigste, das Sie tun können ist ZUHÖREN. Sie brauchen gar nichts zu sagen, zu erklären, zu deuten. Aber Sie können mitfühlen.
Hier ein paar Sätze, die Sie weder am Grab noch bei einem Besuch sagen sollten – und ein paar gute Alternativen:
„Du must jetzt stark sein“
Ehrlich gesagt: es tut so gut, schwach sein zu dürfen. Es ist viel anstrengender, die Tränen, die Trauer, die Wut zurückzuhalten, als ihnen Raum zu geben. „Gottes Kraft ist in den Schwachen mächtig“, schreibt Paulus im Römerbrief. Die Stärke und Kraft in der Trauer liegt gerade im Ausdruck all der Gefühle und Gedanken. „Stark sein“ bedeutet im Allgemeinen all dies zu unterdrücken. Wie gesagt: kontraproduktiv.
„Wein dich richtig aus.“
Wer diesen Satz schon mal gesagt bekam, hat garantiert sofort aufgehört, weinen zu wollen. Es ist peinlich, gespiegelt und erlaubt zu bekommen, was man gerade vorhatte. Denken Sie den Satz. Fühlen Sie mit. Reichen Sie bei Gelegenheit ein Taschentuch. Nach einer Weile ist eine zarte Berührung vielleicht ganz schön, an der Hand oder am Unterarm. Mehr würde wiederrum die Tränen stoppen.
UND: nicht alle Trauernden haben das Bedürfnis zu weinen. Vielleicht rennen sie durch die Wohnung – dann laden Sie sie zu einem Spaziergang ein. Vielleicht möchten sie lieber Geschirr zerdeppern? Nur zu. Gefühle finden viele Wege. Und wenn die Tasse zerschlagen ist, sagen Sie: „Es ist aber auch ein Scheiß, dass er gestorben ist!“ Sie werden überrascht sein, was so ein Satz an Erleichterung bringen kann.
„Ruf mich an, wenn du was braucht.“
Sie meinen das wirklich und es ist echt nett von Ihnen. Aber die Trauernde wird es nicht tun. Um Hilfe zu bitten fällt schwer. Wer ist schon gerne bedürftig. Dabei wäre es so schön, wenn Sie mit einem Auflauf oder einem Stück Kuchen vorbeikommen würden. Rufen Sie an. Sagen Sie „Ich würde gerne mal vorbeikommen, wann passt es denn?“ „Ich habe so eine leckere Suppe gekocht, kommst du zum Essen?“ „In meinem Garten waren die Rosen so schön, da hab ich an Sie gedacht und wollte Ihnen eine bringen.“ So etwas tut echt gut. Und wenn der Trauernde das alles nicht will, dann versuchen Sie es später wieder. Nicht aufgeben!
Und was sag ich denn nun am Grab?
Viele Trauernde bitten ja von Kondolenzen am Grab abzusehen. Folgen Sie Ihrem Gefühl. Es kann sein, dass es doch gut tun würde, eine warme Hand zu drücken, eine Umarmung zu spüren, ein Wort der Anteilnahme zu hören. Es braucht nicht viel. Nur drei vier Worte.
Mein herzliches Beileid.
Er wird mir fehlen.
Ich hab sie so gerne gehabt.
Ich ruf dich an.
Oder was Ihr Herz Ihnen eingibt.
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