Der Blog für die zweite Lebenshälfte

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Clubtreffen: für alle die Schiss haben, sich über das Sterben zu unterhalten

Veröffentlicht in: Allgemein, Andacht/ Spiritualität, Endlichkeit, Ideen für Gruppen

Immer wenn ich mir Gedanken über das Sterben mache – mein Sterben, gibt es diesen Moment, in dem ich denke: „Das ist wahrscheinlich das Letzte was ich schreibe. Wie seltsam, jemand wird in meinem Nachlass dieses Tagebuch finden und denken: ´Ah, sie hat es geahnt…´ Tja und morgen kommt dann der Tod.“
Wie patheeeeetisch! Ich bin mir aber erst gestern auf die Schliche gekommen. Im Grunde ist das ja ein magisches Verständnis seiner selbst: ich schreibe oder rede über den Tod und schon hat er mich. Geben Sie es zu: Sie kennen das auch. Deshalb will ja kaum jemand drüber reden.  Willkommen im Club der pathetischen PseudomagierInnen „Moment – oh! – mor-i“.

Aber wissen Sie was? Ich lebe immer noch.

Ich lese gerade das neue Buch des 89 – jährigen Jörg Zink „Gedanken über das Älterwerden“ (darüber demnächst mehr). Seine Gedanken zum Sterben regten mich zu meinen folgenden Gedanken an, die mich irgendwie selig machten:

Sich auf das freuen,
was nach dem Tod kommt,
Neugier darauf,
wie sich die Tür öffnet
und ich über die Schwelle schreite.

Vielleicht löse ich mich in Lichtteilchen auf,
vielleicht verstehe ich für einen Moment Alles,
vielleicht ist da ein stilles Nichts.
Einfach nur Stille.
Vielleicht…
wie aufregend!

Und was bringen Sie zum nächsten Clubtreffen mit?


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7 Kommentare zu “Clubtreffen: für alle die Schiss haben, sich über das Sterben zu unterhalten”

Ulla sagt:

Mein Clubbeitrag ist folgender:

Noch bist du da

Wirf deine Angst
in die Luft

Bald
ist deine Zeit um
bald
wächst der Himmel
unter dem Gras
fallen deine Träume
ins Nirgends

Noch
duftet die Nelke
singt die Drossel
noch darfst du lieben
Worte verschenken
noch bist du da

Sei was du bist
Gib was du hast

von Rose Ausländer

Mein ganz persönliches Erleben

Es ist bereits über 2 Jahre her, dass ich mein Testament gemacht habe, notariell beglaubigt und hinterlegt. Es war ein sehr seltsames Gefühl dabei. Ein bisschen beschlich mich immer die Angst, jetzt wo ich alles geregelt hatte, könnte der Ernstfall eintreten, obwohl ich dieses Gefühl ja schon vor 18 Jahren kennengelernt hatte. Aber wenn man sich immer mal wieder damit beschäftigt merkt man, dass man besser damit umzugehen lernt.

Im Sinne von Dag Hammarskjöld, der da schrieb:

„Die Nacht nähert sich. Für alles was war, Dank. Für alles, was kommt, JA

ebz sagt:

Ich bin also doch nicht allein im Club! Danke Ulla!
Viele Grüße Annegret Zander

Ursula sagt:

Hallo liebe Clubmitglieder,
nein ihr seid nicht allein in dem Club. Ihr seid nur schon eingetreten und befindet euch schon im Raum des offenen Denkens. Ich schleiche noch um den Raum herum und warte noch für den richtigen Zeitpunkt um einzutreten. Aber, ich glaube, jetzt ist er gekommen.Alles beginnt mit dem ersten Schritt. Einen Koffer mit Gedanken, Ängsten und Gefühlen,“ was ist, wenn es soweit ist, wie wird es sein, was ist danach, was bleibt“ schleppe ich schon viele Jahre mit mir durchs Leben. Es kommt eher mehr rein, als etwas heraus.
Vielleicht kann ich im Club so einiges loswerden, sortieren, verarbeiten und neue Ansätze finden. Entwurfsgedanken zu Testament, Patientenverfügung und Vorsorgevollmacht liegen in der einen Kofferecke, „was möchte ich wertemäßig hinterlassen, was möchte und kann ich von mir und meinem Wesen dalassen?“, diese Fragen stecken in der Vortasche des Koffers.
Merke jetzt schon, es ist schön und wohltuend die Gedanken in der fortgeschrittenen Lebensmitte einmal auszusprechen. Bin gespannt und hoffe auf einen lebhaften Austausch im Club.Das Gedicht von Rose Ausländer und das Zitat, eingegeben von Ulla habe ich schon dankbar in meinen Koffer gepackt. Liebe Grüße Ursula

ebz sagt:

Liebe Ursula,
nächstes Jahr machen wir ein Clubtreffen im ebz, versprochen! Und dann wird fröhlich ausgepackt…
Herzliche Grüße
Annegret Zander

Silvia sagt:

Liebe Clubmitglieder, liebe Annegret…

ich bin begeistert über diesen Club. Ich rede schon lange und immer wieder darüber. Es ist mir wichtig. Ich begleite Sterbende und immer auch mal Trauernde. Ich könnte es nicht, wenn ich nicht für mich herausgefunden hätte, was das Sterben und das Danach für mich persönlich ist.

Ich hab vor vielen Jahren über Playing Arts damit gespielt. Manchmal kam ich mir schon ziemlich schräg vor, bzw. dachte, andere halten mich für schräg. Aber das war nicht wichtig, es hat mich dazu gebracht, das Leben zu sehen, wie es jetzt für mich ist. Bemessen, doch aber gerade deshalb voller Leben. Am Ende wünsche ich mir ein „JA“ in voller Dankbarkeit und Leichtigkeit.

Ich freu mich auf den Clubaustausch und ich werde sehr gerne lesen, was da so in Bewegung ist…

Ich schließe aus diesen Spieltagen noch einen Text an. Ich beschäftigte mich mit klugen Sprichwörtern über den Tod. Dabei kamen meine Gedanken in Bewegung.

Liebe Grüße Silvia

An den Tod

Es heißt, dich fürchten sei schlimmer als sterben
namenlos, gesichtslos, geruchlos…
ich fürchte mich vor meiner Ahnungslosigkeit

Es heißt, du begleitest den Menschen wie sein Schatten
mein Schatten ist oft unsichtbar
ich frage mich nach der Lichtquelle

Es heißt, du hättest noch keinen vergessen
vergessen werden, es gibt nichts schlimmeres
habe ich das vergessen?

Es heißt, du bist der beste Prediger
die Predigt ist kurz und prägnant
warum kann ich nicht aufmerksam zuhören?

Es heißt, dich könnte man überall erwarten
habe ich Zeit, mich darauf vorzubereiten?
ich habe nicht verstanden,
es gibt nichts vorzubereiten

Es heißt, du würdest entdecken, was man versteckt
was soll ich den verstecken?
Angst, Schuld,
Kleinlichkeit, Oberflächlichkeit…

Es heißt, du gibst nichts zurück
nur geliehenes wird zurückgegeben
Seelen sind nicht zu verleihen

Es heißt, du liebst nicht lange Vorreden
rede ich dann mit mir selbst?
dich kann ich wohl nicht beeindrucken…

Es heißt, du machst stille Leute…

ebz sagt:

Hallo Silvia,
wie schön, all dies von dir zu hören und vielen herzlichen Dank für deinen Text!
Viele herzliche Grüße
Annegret

Petra sagt:

Hallo Annegret, Dein Club gefällt mir. Danke für die schönen Beiträge auch aller anderen „Club-Mitglieder“. Der Koffer von Ursula inspiriert mich. Schön geschrieben. Schöne Gedanken!

So ein Club-Treffen – ja das wär’s. Haste das schon geplant?

Ich ertappe mich auch, dass ich mich mit dem Sterben beschäftige. Dabei bin ich lebendig, brenne für meine Lebenstemen :-). Und doch. Manchmal frage ich mich kritisch: Du sehnst Dich doch nicht danach zu sterben?

Ich erlebte hautnah das Sterben eines Freundes. Welche schönen Rituale gefeiert wurden: Das Abendmahl im Kreise der Familie, die Aussegnung … dann die bevorstehende Gedenkfeier – schön und traurig gleichzeitig. Der nächste Gedanke: So soll es für mich auch einmal sein. :-)

In meinem Blogbeitrag habe ich das Buch eines Palliativmediziners vorgestellt. Eines ist sicher, schreibt er (und es ist nicht neu): Wir werden sterben, denn unser Leben ist endlich. Wir wissen nur nicht „wann“ und „wie“.

Ich freue mich auf ein Clubtreffen. Herzlich vom Zürichsee. Petra

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