Getrennte Schlafzimmer?!
Wir zeigen ja gerade diese Ausstellung „Achtung Liebe!“ . Das ganze Haus voller küssender, streichelnder, lachender alter Paare. Es wird Zeit, Ihnen die Risiken und Nebenwirkungen der Ausstellung zu schildern. Für den Fall, dass Sie sich die Fotografien von Winfried Eberhard noch ansehen möchten.
Heute eine Nebenwirkung. Sie hat mit Schlafzimmern zu tun. Ich hole erst mal etwas weiter aus:
Im Umfeld meiner Freundinnen und Bekannten, die so um 50 sind, kristallisiert sich der Trend zu getrennten Schlafzimmern heraus. Inzwischen kennt man sich, hat schon so dies und jenes im Leben wie im Bett erlebt und beginnt sich auch hier zu fragen, was man selbst eigentlich will. Schlaf zum Beispiel. Missiö nebendran schnarcht zum Steinerweichen, Madame liebt es, bis nachts um Zwei zu lesen, braucht aber wegen der schwindenden Sehkraft eine ordentliche Beleuchtung. Sie ist eine Frühschläferin, er schafft es nach Ende der Spätsendungen, geräuschvoll ins Bett zu schlurfen. Die Beststelle wackelt, der Lattenrost knarzt. Ende mit Durchschlafen.
Nachdem man sich jahrelang geärgert, gestritten hat oder falsche Kompromisse einging, ist jetzt der Tag gekommen: wir trennen uns. Nachts. Und verstehen dies als eine Liebeserklärung. Oh welche Erleichterung, welch Seligkeit! Endlich durchschlafen, endlich laut lachen beim nächtlichen Romanlesen, endlich ganz ungezwungen der Schlafstörung nachgehen und sich herumwälzen, aufstehen und zum WC wanken wie man will.
Was ich so höre, kommt das Modell gut an, bei Männern wie Frauen. Es geht doch nichts über einen gut gelaunten Start in den Morgen. Man hört auch hier und da von Kuschel- und-mehr-Besuchen. Nun ja darüber redet man ja nicht. Aber hier braucht es jetzt ganz neue Wege: nächtliche Besuche und Gegenbesuche, Verabredungen, Überraschungsdates? Muss alles neu herausgefunden werden. Wenn man nicht aufpasst kann sich über die getrennten Schlafstätten die leibliche Liebe davonschleichen. Und wenn ich eins über all meine Recherchen zum Thema (Hirschberg_ Mit Lust älter werden) herausgefunden habe, dann dies: die Bedürfnisse und die Möglichkeiten ändern sich nicht. Es sind unsere Vorstellungen von Schönheit oder Leistung, die uns vielleicht im Wege stehen. Aber unsere Körper freuen sich weiterhin an einem erfüllten, zärtlichen und aufregenden Liebesleben.
Letztens war ein Paar, weit über 70, bei uns im Tagungshaus. Sie hatten auf Einzelzimmern bestanden. Definitiv. Zwei Tage später: wir würden es doch mal gerne versuchen, zu zweit in einem Zimmer. Unsere Hauswirtschaft bezog das zweite Bett und schob es neben das erste. Das geht bei uns netterweise. Ja, und alles was ich weiß ist, dass sie diesen Zustand nicht mehr ändern wollten. Zuhause natürlich nicht, aber hier…
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