Der Blog für die zweite Lebenshälfte

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Herbstandacht – Gott liest den Spruch des Tages vor…

Veröffentlicht in: Allgemein, Andacht/ Spiritualität, Ideen für Gruppen

Herbstandacht - Gott liest den Spruch des Tages vor...

Es sind zwei Grad am Morgen, Rauhreif liegt auf den Wiesen. Später wird die Sonne das Grau in ein strahlendes Blau verwandeln. Die Blätter im Kurpark strahlen in tiefem Rot und Gelb. Die schönste Zeit in Bad Orb ist jetzt! (Das werde ich im Frühling dann wieder schreiben…) Eine Kastanie hat mir Geschenke vor die Füße gelegt. Ich sammle eine Tasche voll dicker brauner glänzender Handschmeichler. Dazu stachelige Schalen. Einige Kastanien sind noch fest in ihrer Hülle.
In der Andacht am Morgen lese ich das Gedicht von Gabriele Lins. Reiche dann auf einer Schale meine Kastanienschätze herum mit den Worten: dies ist der Spruch des Tages, den Gott mir vorgelesen hat. Was lesen Sie darin? Ich bin erstaunt, wie viele sich eine Schale nehmen statt einer Kastanie. Was lesen die Frauen und Männer?: Schutz liegt in der Schale; ein Herz!; Kastanien in der Tasche sind gut gegen Rheuma; das Leben ist nicht nur glatt, sondern manchmal ganz schön stachelig; und wenn man die stachelige Schale öffnet findet man viel Schönes. …

Später erzählt mir ein Gast noch von der Kastanie in seinem Garten: sein Sohn pflanzte dort im Alter von 5 Jahren Eicheln und Kastanien. Eine blieb stehen. Sie ist inzwischen, 45 Jahre später, größer als das Haus. An ihrem Stamm waren auch die Gräber für die Haustiere. Ein Kreuz, das am Stamm lehnte, hat der Stamm nach und nach umarmt und in sich aufgenommen. Ob man es finden würde, wenn man den Stamm aufschneidet?

Was lesen Sie im Spruch des Tages?

Herbstandacht
von Gabriele Lins

Der Tag die Morgenandacht hält,
behängt mit weichem Nebeltuch.
Ein Krähenruf in Stille fällt.
Es liegt wie ein geschloss’nes Buch
die Welt.

Verirrte Meise singt verhärmt,
da zieht der Tag den Nebel ab,
das Gänsevolk darunter schwärmt,
die Sonne strahlt so hell herab
und wärmt.

Das Buch der Erde öffnet sich,
Gott liest den Spruch des Tages vor.
Kein Windhauch ist jetzt hinderlich,
ein jedes Tierchen spitzt sein Ohr,
und ich.

Oh Herr, schreib gegen Lug und Trug
noch in die Seiten rasch hinein
den Namen Dein mit einem Zug,
dann mag’s für heute wieder sein
genug.

Kein böser Sturm den Tag verdirbt,
den leisen Wind spürt Blatt um Blatt,
wie zärtlich er um alle wirbt.
Da löst ein jedes sich so matt
und stirbt.

Dass jeder Baum so aufrecht steht,
auch wenn der Sturm sein Laub zerreißt,
dass nie ein Blatt verloren geht,
dass jedes Sterben Leben heißt …
du weißt.

Gefunden bei RP-online


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