Der Blog für die zweite Lebenshälfte

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Woche 4 mit Psalm 30: Verborgener Gott

Veröffentlicht in: Allgemein, Andacht/ Spiritualität, Ideen für Gruppen

Woche 4 mit Psalm 30: Verborgener GottEigentlich wäre in der Reihenfolge von Psalm 30 heute ein Berg dran (V7-8). Das schaffe ich aber nicht. Der Berg meiner Arbeit in Vorbereitung auf den heutigen Tag der offenen Tür war so groß … Aber mir ging bei aller Lebensfülle, die uns jetzt in der Natur umgibt und bei all der Fülle, die sich im ebz gerade entfaltet dieses Bild aus St. Peter in Köln nicht aus dem Kopf. Und nun entdecke ich in Vers 8 eine Verbindung zu diesem Bild:

Psalm 30, Vers 8:
Als du dein Antlitz verbargst, erschrak ich. ( Luther – Übersetzung)
Als du dein Gesicht verhülltest, wurde ich schreckensstarr. (Bibel in gerechter Sprache)

Ich trat in diese Kirche und sie war – bis auf die Stühle – verhüllt. Alle bunten Glasfenster, alle Altäre, alle Statuen, sogar das Kreuz, das der Messdiener (mit seinen schwarzweißkarierten Turnschuhen) zur Messe hereintrug, waren mit weißem Leinen verhüllt. Nur die schmerzensreiche Mutter mit dem toten Sohn auf dem Schoß war zu sehen. Die Kirche ist hell und hoch, eine große Freiheit entfaltet sich im Raum und dem Innenraum der Betrachterin. Woche 4 mit Psalm 30: Verborgener Gott

Und das erste was ich empfand, als ich in diesen Raum eintrat, war Erleichterung und der Gedanke: Ja, so ist es ehrlich. Es ist gut, so von Gott zu sprechen. Gott ist verhüllt.
So geht es doch sicher vielen von Ihnen auch. Viele fragen sich angesichts der Katastrophen in Japan, aber auch in den eigenen schwierigen Situationen und Lebensphasen, wo Gott ist. Verborgen, verhüllt – deus absconditus – ein alte und eine aktuelle Frage. Und ein Erleben. Wie im Psalm 30 werden viele schreckensstarr in solchen Zeiten. Inwieweit ein Zorn da heilsam sein kann, schrieb ich letzte Woche. Wir hören hungrig die Antworten der TheologInnen in unseren Kirchen, im Radio, in der Zeitung. Und die theologisch auch meiner Meinung nach korrekte Antwort ist: Gott hat das Leid nicht verursacht. Gott ist mit den Leidenden.
Aber warum kommt das nicht innen an?

Viel ehrlicher ist die Verhüllung, die jetzt in der Fastenzeit in den katholischen Kirchen stattfindet. Gott/Jesus/Heilige – alle nicht zu sehen. Und irgendwie doch da. Manchmal macht einen das völlig verzweifelt.
Und manchmal ist es das ehrlichste, was man zeigen kann.
Und seltsam: Während der Messe, in die ich mich als in der katholischen Diaspora aufgewachsene Protestantin gerne einmal setzte – ehrlich gesagt nur deshalb, weil der Messdiener diese karierten Turnschuhe trug – während dieser unglaublich schlichten wunderschönen Messe mit Zwölftonmusik von der Orgel, schien die Sonne durch ein Fenster des Altarraums.

Und warf einen bunten Schein auf das Leinen. Tröstlich.

Kunststation St. Peter


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