Der Blog für die zweite Lebenshälfte

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Weichgespühlte Weihnacht? – Bitte nicht jetzt – und später auch nicht

Veröffentlicht in: Allgemein, Andacht/ Spiritualität, Ideen für Gruppen

In meinen Lieblingsläden gehts jetzt los. Dschingeling und Dreaming-of-a- wonderful-Weihnachtsdudel. Ich war kurz davor, den Marktleiter anzusprechen, ob man damit nicht doch noch ein paaaar Tage warten könne. Schließlich haben wir dieses Jahr besonders lang Advent.

Nun muss ich mich beruflich ja doch schon mal auf all dies einstellen. Doch dieses Jahr habe ich eigenlich nur Sehnsucht nach einer Kerze und viel Singen.  Am liebsten stille Lieder: „Wie soll ich dich empfangen…“ Beim Blättern in den alten Gedichten und Liedern stelle ich wieder einmal fest: früher wars auch nicht besser.  Schmalz und Kitsch. „Süßer die Glocken nie klingen…“

Frau W. (87) hat heute geweint. Sie musste an die Kinder denken, die schon lange vor ihr starben. Und dass sie schon 30 Jahre allein ist. Sie versucht sonst nicht zu weinen. Aber heute passierte es. Und Frau W. und allen Frau W.s möchte ich den Kitsch ersparen. Bitte keine weichgespühlte Weihnacht, kein süßlicher Advent.

Ich fand ein Zitat von Fulbert Steffensky. Das wage ich hier in Auszügen zu zitieren: „Was ich über die Hoffnung sage, sage ich als alter Mensch. Ich weiß nicht, ob es allen Alten so geht, sicher aber vielen, dass sie nicht mehr in stimmigen und einleuchtenden theologischen Zusammenhängen reden; nicht weil der Verstand schwächer geworden ist, sondern weil einem das Leben die Systematik und die einleuchtenden Erklärungen ausgetrieben hat. Es sprechen so viele Todesdaten, Zerstörungsgeschichten und Unstimmigkeiten gegen den Zusammenhang und die Güte des Lebens, dass man sich eher wundert, dass Menschen das Leben lobe und Gott preisen können. (…) Das Glaubensbekenntnis als systematische Aussage und Lehre zerbröckelt einem unter den Händen, aber um so fester hält man die Brocken, die man nicht aufgeben kann: Jesus Christus – das aufgedeckte Antlitz Gottes; Jesus Christus – in unsere Tode hineingestorben; Jesus Christus – die Hoffnung auf die Heilung aller Lebenswunden und Lebensschulden.“ (Zitiert aus: Auf dem Weg zum Licht. Spirituelles Lesebuch für die Advents- und Weihnachtszeit. benno Verlag, Seite 40f)

Auf was also hoffe ich in diesem Advent. Welcher Brocken ist es, den ich in meiner Hand halte? Ich weiß noch nicht. Und Sie?

Es ist ja auch noch nicht soweit. Advent ist im Dezember…


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3 Kommentare zu “Weichgespühlte Weihnacht? – Bitte nicht jetzt – und später auch nicht”

[…] Annegret Zander im Blog für die zweite Lebenshälfte: Weichgespülte Weihnacht … […]

Danke schön, liebe Frau Zander, für diesen schönen Beitrag – der mich mehr als alles Dschingeling auf Weihnachten einstimmt. Ich hoffe auf einen besinnlichen Advent. Oder realistischer formuliert: Auf besinnliche Momente im Advent. Momente der Ruhe und Einkehr, das weiß ich, die ich mir selber nehmen muss. Herzliche Grüße, Annja Weinberger

ebz sagt:

Liebe Frau Weinberger, ja, es sind die Momente, die wie Kairos vorne am Schopfe ergriffen werden wollen. Der ist ja bekanntlich sehr flott, aber gestern habe ich gemerkt, wenn ich ihn beim Schopfe packe, dann geht die Zeit endlich langsamer…
Herzliche Grüße
Annegret Zander

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