Der Blog für die zweite Lebenshälfte

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Ilona Noltes Bilder – Lebenslust im Alter

Veröffentlicht in: Älterwerden (im Selbstversuch), Ideen für Gruppen

Die ansteckend lachenden Herrschaften hier im Blog hat Ilona Nolte gemalt. Ich darf mit Stolz sagen, dass dadurch, dass wir Frau Noltes Bilder im ebz Bad Orb ausgestellt haben und auch hier im Blog nutzen durften, im Gegenzug nun ihre Bilder durch die Gegend reisen und Lebenslust verbreiten.  Copyright für die Bilder liegt bei Frau Nolte! Anfragen bezüglich Ausstellungen direkt an Frau Nolte: www.ilona-nolte.de

Frau Nolte hat zahlreiche Postkarten und inzwischen auch einige Drucke von Ihren Bildern angefertigt. Diese können bei ihr bezogen werden oder in der Fachstelle in Hanau angesehen werden.

Hier meine Gedanken zu ihren Bildern, die ich für eine Eröffnung im Evangelischen Bildungszentrum für die zweite Lebenshälfte (ebz)  geschrieben habe.

Und Kunst verändert das Leben.

Das wage ich zu sagen, wenn ich nun auf Ilona Nolte zu sprechen komme. Die erfolgreichste Ausstellung, die wir hier je hatten, war ihre „Lebenslust“, frech beworben mit 5 älteren halbnackten Damen, die fröhlich in der Sauna lachen. Mit den lebenslustigen Damen brach hier im Haus ein Gelächter aus, ein Vergnügen! 20 –jährige Frauen fotografierten fleißig und riefen: „Ja, sooo will ich auch älter werden!“

Immer wenn ich mit Ilona Nolte spreche, kommt mir eine unglaublich Kraft entgegen, eine Lust, das Leben auszukosten. Sie begann intensiv mit dem Malen an einem Tiefpunkt in der Pflege der Schwiegermutter. Und was vielleicht als Gegenbewegung zum allmählichen Schwinden der Kräfte begann, ist nun für sehr viele eine Quelle der Inspiration geworden. Ihre Schwiegermutter hat nun ihr Leben auf die ihr eigene Weise zu Ende gelebt. Ich bin ihr dankbar für den Impuls, den sie in Ihnen Frau Nolte entzündet hat.

Lebenslust II – Sie sehen: mehr Männer. Das war meine Herausforderung an Frau Nolte. Wir sehen alte Menschen, jeder und jede eine Type. Wir sehen solche Leute, wie wir sie nie werden wollen. Oder?

Ilona Noltes Bilder - Lebenslust im AlterSeien Sie mal ehrlich: kennen Sie irgendeinen Mann, den Sie in diesem „Mann in den Tulpen“ wiedererkennen würden? Ein Traumbild, würden Sie vielleicht sagen. Ich kenne einen. Er ist im Ruhestand, würde sich nie in Tulpen legen, hat aber mit Zigarre im Mundwinkel schon viele Runden durch seinen Biogarten gedreht, engagiert sich bei der Slow Food – Bewegung und kocht mit Leidenschaft für seine Liebste. Er ist genauso zufrieden wie dieser Herr hier. Und dieses Bild weckt eine Sehnsucht nach genau dieser Zufriedenheit, nach Genuss. Und wissen Sie was? Das können Sie auch haben.

Zutiefst zufrieden wirkt auch dieses alte Paar hier. Wir sehen sie an anderer Stelle noch unterwegs auf ihrem späten Spazierweg durchs Leben. Diese zwei haben viel geteilt. Leid und Freude, harte Arbeit und stille Abende. Sie sind gemeinsam durchs Leben gegangen. Gleichberechtigt, humorvoll, liebevoll. Auch dieses Bild weckt eine Sehnsucht. Auch dies können Sie haben.

Ein strickender alter Hirte? Lassen sich am Ende doch noch die Rollenklischees auflösen. Auch er wirkt zufrieden mit sich und seiner Welt. Versunken in das, was er tut. Das finden wir oben auf der Galerie auch wieder: zwei alte Männer musizieren, ich höre Cajun-Musik an einem lauen Sommerabend. Männer beim Boulespielen. Friedlich. Ebenso das Paar, das auf dem Schiffsdeck den Wind und die Sonne genießt.Ilona Noltes Bilder - Lebenslust im Alter

Dann finden wir eine Großzahl von Typen, die man ja auch kennt und die einen in der Regel nerven. Die Damen und Herren mit Hut und hoher Nase. Herrschaften am Strand mit hängendem Busen und nicht mehr ganz straffem Bauchspeck. Und – du liebe Güte – die alte Dame, die meint immer noch das Tanzbein schwingen zu müssen. Haben die den Absprung ins Alter nicht geschafft? Eine Seminarteilnehmerin sagte mir einmal: “Ich hatte mir früher immer vorgenommen, in meinem Alter meinen Eigensinn zu behalten. Ich habe mein Leben immer auf meine Weise gelebt. Nun arbeite ich mit alten Menschen und merke, wie isoliert die Eigensinnigen sind. Ich glaube, ich will lieber daran arbeiten, dass ich gut in einer Gemeinschaft leben kann.” Das beschäftigt ja viele: Werde ich im Alter so lebendig sein wie jetzt? Werde ich mein Leben, selbstbestimmt und unabhängig leben können?” Eigensinnig zu sein wird ja eher abgewertet. Auf der anderen Seite artet es manchmal in Stress aus, “das Eigene” zu finden und zu leben. Andererseits: wenn man es denn gefunden hat, “Das Eigene”, die Art sich zu kleiden, die Werte, die einem wichtig sind, die Dinge, die man richtig gerne tut – dann ist man doch auch ziemlich glücklich. Ich bewundere an älteren und alten Menschen, wenn sie zu ihrer Persönlichkeit stehen und sie leben. Sie finden im Eigenen viel Sinn. Und: ja, ich möchte gerne was ab haben von der unverwüstlichen Dickschädeligkeit einer Miss Marple, die sich für die schnöden Dinge des Alltags dennoch nicht zu schade ist. Ich möchte etwas von dem Körperselbstbewusstsein der alten Damen, die ihr hängendes Dekolleté mit Genuss der Sonne hinstrecken. Ich will wählen können, was ich anziehe. Jetzt und später und mit Lebenslust. Und natürlich will ich mir als Mitspieler in diesem Leben, den Gemein-Sinn schärfen und entwickeln. Dann muss ich vielleicht nicht mehr über die lockengewickelten, behüteten Damen lachen sondern mit ihnen. Dann sind da noch die zwei dicken Damen. Rotwangig erhebt die eine das Glas, die andere die vollgehäufte Gabel, ganz unter dem Motto „Ich pfeif auf mein Cholesterin!“ Ja, solche Bilder brauchen wir auch.

Ilona Nolte liebt die Menschen. Sie spielen in ihren Bildern die Hauptrolle. Ihre Lebenskraft holt sie mit starkem Pinselstrich hervor, betont die Eigen-Art mit intensiven Farben bis hin zu Details wie den knallrot lackierten Fußnägeln. Die Autodidaktin formt Farbe, so ihre eigene Beschreibung. Sie spitzt die Farben des Lebens zu, geht liebevoll Falten in Stoff und Haut nach, lässt Fettbäckchen mit einem Stups weißer Farbe glänzen, schärft den Blick der alten Frau. Sie schenkt den alten Menschen auf diese Weise ein Ansehen, immer humorvoll, immer liebevoll.

In den neuen Arbeiten von Ilona Nolte ist mir nun auch die Endlichkeit als Bestandteil des Alters entgegen gekommen. Vielleicht liegt es daran, dass die Farben an vielen Stellen weicher ineinander übergehen.  Besonders angerührt haben mich die Bilder an Bord des Kreuzfahrtschiffes. Hier das Paar, das den Wind in den Liegestühlen genießt und als nächstes flattern die Liegestühle leer im Wind. Dazu spielt an anderer Stelle ein alter Mann nach innen gekehrt auf seinem Schifferklavier.  Vielleicht lese ich die Bilder der Ausstellung von meinen aktuellen Endlichkeitserfahrungen her. Aber mir scheint, dass es Ilona Nolte hier an vielen Stellen gelungen ist, unser Lebensende als Bestandteil des bunten vielfältigen Lebens im Alter einzufangen. Die leeren Liegestühle flattern jedenfalls in knallrotpink und grasgrüngelb.

Die über zweijährige Zusammenarbeit mit Ihnen, liebe Frau Nolte, ist ein Geschenk. Unser Programmheft 2012 und unser nun letztes Programmheft haben mit Hilfe Ihrer Bilder viele Menschen in den Bann gezogen und ihnen die Augen für unsere Angebote hier geöffnet. Sie haben Vergnügen verbreitet und Neugier. Ihre Postkarten verkaufen sich hier wie warme Semmeln und Sie, liebe Gäste, müssen sich auch beim neuen Buch „Lebenslust 2“ ranhalten. Das erste war sehr schnell vergriffen.

Sie haben es geschafft, sehr unterschiedliche Menschen anzusprechen und in ihren Bann zu ziehen. Ihre Bilder helfen uns nun auch sehr, den Abschied von diesem Haus durchzuhalten, denn sie erinnern uns täglich daran, dass wir das Leben mit Lust leben und gestalten. So auch die Abschiede. Darum lassen Sie sich nun den Kuchen schmecken, freuen Sie sich an den Bildern und:

Leben Sie Ihren Eigen-Sinn!Ilona Noltes Bilder - Lebenslust im Alter

 


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