Der Blog für die zweite Lebenshälfte

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„Es ist nicht sehr einfach so allein“ unterm Weihnachtsbaum

Veröffentlicht in: Allgemein, Andacht/ Spiritualität, Ideen für Gruppen

Glauben Sie mir: ich bin eine Expertin in Sachen allein sein. „Einsamkeit“ war sozusagen mein Mittelname. Ob in Beziehung oder solo. War.
Darum traue ich mich an eines der Tabuthemen von Weihnachten heran. Neben der „Heiligen Familie“ steht nämlich das dicke Päckchen „Einsamkeit“ unter dem Christbaum.
Es gibt viele Gründe, warum Sie an Weihnachten allein sein können.

  • Sie haben keinen Partner, keine Partnerin (mehr).
  • Die Kinder möchten mal alleine feiern.
  • Sie haben den Kindern selbst vorgeschlagen, alleine zu feiern (man möchte ja keine Last sein – auch so ein schönes Thema.)
  • Alle Freundinnen gehen zu ihren Kindern.
  • Die Kirchengemeinde bietet an Heilig Abend ein Fest an. Aber es wäre peinlich, sich als „allein“ zu outen.

Allein sind Sie vielleicht das ganze Jahr, aber an Weihnachten spitzt es sich zu. Ich habe das schon oft versucht: andere einladen – jenseits der direkten Familie. Keine Chance. Wobei: einmal habe ich ein paar Leute am Heiligen Abend zu Gast gehabt. Ich wollte es mal GANZ ANDERS machen und habe einen Abend mit Improvisation  in meinem Wohnzimmer angeboten. (Ich bin auch InterPlay – Improvisationsanleiterin.) Es war mühsam, kein bisschen leicht und froh, weil alle sich selbst und ihren alten emotionalen Weihnachtskrempel mitbrachten. Dann lieber allein.

„Kein Schwein ruft mich an…“
Das Schlimmste am Alleinsein ist das Selbstmitleid. All die Sätze die sich im Kopf herumdrehen: „Warum muss gerade ich allein sein?“, „Warum finde ich niemand, der sein Leben mit mir teilt?“, „Alle meine Freunde haben jemand“, „Ich bin so arm dran.“, „Kein Schwein ruft mich an…“, „Es ist so schwer…“ undsoweiterundsofort – bitte ergänzen Sie.

Die dicke dunkle Wolke
All diese Sätze vergrößern die dunkle Wolke, die Sie um sich herum tragen. Und diese Wolke macht es anderen sehr schwer, in Kontakt mit Ihnen zu treten. Es ist wahnsinnig mühsam, einem Menschen, der in Selbstmitleid versackt ist, etwas Gutes zu tun. Denn wie in einem schwarzen Loch verpuffen alle Bemühungen. Kein Anruf genügt, die Postkarte ist nur der Tropfen auf den berühmten heißen Stein. Und irgendwann kann auch die beste Freundin das Jammern nicht mehr hören.

Da wir weder den Weihnachtstermin, noch diese Familienidyllen-Sache ändern können, müssen alle Einsamkeits-und Selbstmitleidsgeplagten selbst einen Weg finden, die kommenden Feiertage heil zu durchschiffen. Dazu ein paar Gedanken.

1. Trauer von Selbstmitleid unterscheiden
Prüfen Sie Ihr Herz. Sind Sie aus alter Gewohnheit schlecht drauf? Oder kommt die Trauer wieder hoch. Wir verlieren liebe Menschen an den Tod wie an das Leben. Geben Sie denen, die Ihnen fehlen einen sichtbaren Platz in Ihrem Weihnachtszimmer. Eine Geschichte aus dem Verlag „Andere Zeiten“ hat mich einmal beeindruckt: eine Familie, die ein Kind verloren hatte, schnitt einen Zweig aus dem geschmückten Weihnachtsbaum und trug diesen zum Grab. Ein Ritual der Verbundenheit und zugleich eine Anerkennung der großen Lücke in ihrem Leben, die sie nicht übergehen wollten. Finden Sie Ihre eigenen Formen. Herzen mit Namen am Bäumchen, eine besondere Kerze, Fotos. Nichts ist schlimmer, als den Verlust an den Feiertagen nicht ausdrücken zu dürfen. Wer Formen findet, wird das Fest tiefer erleben.

2. Endlich ein nicht kommerzielles Weihnachten
Sie haben DIE Chance, sich auf das Wesentliche zu besinnen. Kein Geschenkestress, keine Streitereien, keine verborgenen Enttäuschungen.Wann haben Sie zuletzt die Weihnachtsgeschichte mit dem Herzen gelesen? Wieso schreibt Jochen Klepper Adventslieder (Die Nacht ist vorgedrungen…)? Endlich Zeit zum Meditieren und in die Stille gehen. Vielleicht inspiriert Sie auch, was Fulbert Steffensky geschrieben hat.

3. Doch hingehen
In Gelnhausen bietet die evangelische Kirchengemeinde über die Feiertage Treffpunkte im Stadtladen an. An vielen anderen Orten gibt es dies ebenfalls. Fragen Sie Ihren Pfarrer, die Kirchenvorsteherin, was Sie dort erwartet – und wie Sie dazu beitragen könnten, dass es ein schöner Abend wird. Vielleicht wollen Sie auch lieber helfen. Mir ginge das sicher so, dass ich dort nicht nur als Konsumentin verstanden werden wollte und nur herumsitzen, um ein Weihnachtsprogramm abgespult zu bekommen. Das würde sicherlich zu meiner Einsamkeit beitragen.
Und wer weiß, wen Sie dort treffen!

Es kann sein, dass Sie ohne die „Wolke Selbstmitleid“ um sich herum wieder besser mit sich selbst in Kontakt kommen – und dass andere Menschen wieder lieber mit Ihnen zu tun haben möchten. Es lebt sich auf jeden Fall leichter ohne sie, ohne dass Sie auf Tränen der Trauer und der Freude verzichten müssen. Die gehören doch zu Weihnachten auch irgendwie dazu.

Fürs Gemüt und als Medizin gegen Selbstmitleid hier noch das wunderbare Lied von Kermit aus der Muppetshow: „Es ist nicht sehr einfach so allein“.


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1 Kommentar zu “„Es ist nicht sehr einfach so allein“ unterm Weihnachtsbaum”

Dorothea sagt:

Hallo Annegret
Ich habe gerade den Blog über Weihnachten gelesen und da ich auch immer froh bin wenn der 25.12.da ist, habe ich mir so meine Gedanken über Weihnachten gemacht.
Warum nur ist Weihnachten so viel Traurigkeit, Einsamkeit spürbar und in der Osterwoche nicht. So kam ich auf ein paar Gedanken welche Mut machen könnten.
Es hat sich auch für mich in diesem Jahr viel getan jetzt muss in jeder Hinsicht Ruhe einkehren und alles was in mir gesäät wurde sehr langsam und behütet aufgehen.
So wie die Erde von Schnee bedeckt ist, damit die Erde ruht, so lasse ich es jetzt auch in mir ruhen.. Durch diese Ruhe beginne ich langsam zu verstehen, warum alles zu Weihnachten gehört
Trauer um Freude zu spüren
Streit um Frieden zu erkennen
Einsamkeit um zu erkennen wir sie nie alleine
Tränen sie zeigen dir Du bist das Salz der Erde
Dunkelheit um die Kraft des Lichtes zu spüren und zu sehen
Stress um sich auf die Ruhe zu freuen
Hass um zu erkennen Liebe ist immer am stärksten
Plätzchen um das süße in dir aufzunehmen
Weihnachtsbaum um die Hoffnung nie zu verlieren
Armut um deinen inneren Reichtum zu finden
Hirten die Verbundenheit mit der Erde
Maria und Josef beide hatten keinen leichten Weg doch ein sehr großes Gottvertrauen.
Jesuskind so wie Jesus Weg, ist auch unser Weg vorgegeben.
Flucht um ans Ziel zu kommen
Träume die war werden

Geschenke die nichts kosten und doch viel Freude bereiten dazu benötigen wir nur unsere Sinne.
Augen um zu sehen wer uns gutes tut und wir gutes tun können.
Ohren um Gesang und Wörter anzunehmen und sie weiter zu geben
Mund um die frohe Botschaft weiter zu verkünden. Um zu lachen und zu strahlen
Engel können viele für Dich da sein lasse es zu ob Nachbar, Begegnung auf der Straße überall achte darauf.
und vieles mehr, so ist Weihnachten für mich jetzt wertvoll geworden. Alles gehört zu mir um wachsen zu können.
Alles Liebe Dorothea Reiter

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