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Else Natalie Warns kam zur Eröffnung der Ausstellung ihres Mannes gerade von einem Bibliodrama-Workshop mit österreichischen Ordensbrüdern, die sich in einer 6-Wochen-Klausur auf ihre letzte Lebensphase vorbereiteten. Allein das wäre schon einen Text wert. Frau Warns ist selbst gerade 80 geworden. Mit den Männern ab 75 Jahren machte sie Körperarbeit, liess sie mit Ton, Papier und Farbe zu Psalm 30 arbeiten! Vielleicht ist man als Lehrbibliodramaleiterin und Theaterpädagogin besser vorbereitet auf die harten Seiten des Lebens. Sie begleitete ihren Mann Eberhard Warns über 17 Jahre in seiner Demenz. Mit allem was diese Krankheit zu bieten hat. Wie hat sie das geschafft? „Ich habe es einfach gemacht“, sagt sie, „es war halt so“. Dass sie wie viele andere Angehörige von Menschen mit Demenz dabei an und über ihre Grenzen ging, ist auch so. Dennoch: sie hatte und hat ein tragendes Netz der Familie, Freundinnen und Freunde, Arbeitskollegen des Mannes. Und – vielleicht der entscheidende Unterschied: sie ging und geht mit der Demenz offen um.
Für viele Angehörige ist es nicht nur irritierend, (mehr …)
Tags: Ausstellung Demenz, Eberhard Warns, Else Natalie Warns
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"!Wut u. Mut!!", Eberhard Warns
„Ich will Freiheit beim Malen“ – Kunst trotz Demenz, Gemälde von Eberhard Warns
Inzwischen würde ich den Untertitel ändern in „Kunst und Demenz“. Ich würde gerne von dem Bild des Kampfes gegen eine Krankheit wegkommen und stattdessen den Blick auf die Möglichkeiten richten, die auch in einem Leben mit Demenz zu entdecken und zu entfalten sind.
Eberhard Warns 1927 geboren, war Pfarrer in der Schülerarbeit, in der Gemeinde und zuletzt als Brüderpfarrer in Bethel u.v.m. Ein Jahr nach seiner Pensionierung gab es erste Anzeichen einer Demenz, die in den folgenden 17 Jahren immer weiter fortschritt. Er verstarb im Jahr 2007.
Seine Frau Else Natalie Warns hat ihn in all diesen Jahren bis an die Grenzen ihrer Kraft begleitet. Ein Durchbruch in einer schlimmen Zeit etwa 4 Jahre vor seinem Tod geschah, als er eines Nachts aufwachte mit dem Ruf „Ich will Freiheit beim Malen!“. Sie besorgte ihm Pinsel, gute Farben und großformatiges Papier, stellte ihm später auch eine Künstlerin (keine Kunsttherapeutin!) zur Seite und gab ihm dadurch die Möglichkeit seiner Freiheit Ausdruck zu geben.
In dem von ihr herausgegebenen Buch (E.N. Warns, Hg. „Ich will Freiheit beim Malen“. Kunst als autonome Kommunikation eines Menschen mit Demenz), finden sich zahlreiche Dokumente, wie über diese Bilder wieder Kontakt möglich wurde. Eberhard bekam wieder Kontakt zu sich selbst, zu seiner Kraft. Ein Bild hat er selbst betitelt: „!Wut u. Mut !!“ Es ist anders in der Formsprache als die meisten anderen Werke. Mit großer Kraft ausgeführt, ein wilder, und zugleich konzentrierter Tanz. Es fasst für mich emotional zusammen, was in seinen Bildern zum Ausdruck kommt.
Wut ist eine starke Kraft, zuweilen wurde sie wild, gar gewalttätig. All unsere Emotionen sind eine starke Kraft. Und vielleicht ist die Verlagerung in der Demenz vom Verstand auf die Gefühle ein Geschenk, das wir von dieser Krankheit empfangen können. Die Wut und all die anderen Gefühle konnten sich bei Eberhard Warns in Lebensmut verwandeln. Eine Botschaft, (mehr …)
Tags: Ausstellungen im ebz, Demenz, Eberhard Warns, Kunst
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